Das Didgeridoo-Spiel soll die Atemmuskulatur stärken und Schlafapnoe entgegenwirken.

Ein archaisches Brummen hallt durch den Park rund um das Knappschafts-Krankenhaus in Steele und lässt die Spaziergänger aufhorchen. Mal erklingen die Töne gleichmäßig und lang, mal variieren sie in der Tiefe. 14 Männer und Frauen üben sich im Didgeridoo-Spiel, um ihrer Schlafapnoe mit naturheilkundlichen Mitteln zu begegnen.

„Ich habe den Ehrgeiz, den Diagnosen, die ich bekomme, entgegenzuwirken”, erzählt Erika Lomp. Bereits 2005 wurde bei der 62-Jährigen eine Schlafapnoe festgestellt. „Es war schlimm! Nachts bin ich oft aufgewacht, weil ich nach Luft schnappen musste.” Das Problem hat sie nun zwar im Griff, weil eine spezielle Maske die nächtlichen Atemaussetzer verhindert. „Doch ich würde gern mal wieder ohne Maske schlafen, deswegen bin ich hier”, schmunzelt Lomp.

In dem kleinen Kreis von Leidensgenossen lässt sie sich nun von Didgeridoo-Lehrer Marc Iwaszkiewicz in die Grundtechniken des Spiels auf diesem Instrument der australischen Ureinwohner einweihen. „Dabei geht es vor allem darum, mit flatternden Lippen den richtigen Grundton mit der richtigen Atemtechnik zu treffen”, so Iwaszkiewicz. „Wichtig ist auch eine wache, entspannte Körperhaltung.” Durch das Training mit dem Musikinstrument sollen Hals-, Mund- und Atemmuskulatur gestärkt und so Schnarchen und Schlafapnoe entgegengewirkt werden.

Dr. Helmut Reichardt vom Knappschaftskrankenhaus in Essen-Steele. Foto: Walter Buchholz/WAZ
Dr. Helmut Reichardt vom Knappschaftskrankenhaus in Essen-Steele. Foto: Walter Buchholz/WAZ © WAZ

Das Didgeridoo-Spiel ist eines von vielen naturheilkundlichen Angeboten, die das Zentrum für Schlafmedizin am Knappschafts-Krankenhaus in der „Schlafschule Traumfänger“ macht. Ziel ist, Schlafstörungen aller Art mit natürlichen Mitteln in den Griff zu bekommen. „Wichtig ist, die Betroffenen zu motivieren, selbst etwas zu tun”, erklärt Dr. Helmut Reichardt, Oberarzt Pneumologie. So soll ein zweitägiges Patientenseminar Wege aufzeigen, zum natürlichen Schlaf zurückzufinden. Informationen zu Biorhythmen, Schlafgewohnheiten und –hygiene, dem Einfluss von Medikamenten, Stressmanagement, sowie Bewegungs-, Entspannungs- und Gesangstherapien gehören zum Programm. „Entscheidend ist, den Faktor ‚Freude' in die Therapie einzubringen,” so Reichardt. „Letztlich könnte sie dann die Maske ersetzen.” Dieses Ziel hat auch Erika Taplick. Vor drei Wochen wurde bei ihr eine Schlafapnoe festgestellt. „Nun ziehe ich alle Register, denn die Maske ist lästig”, meint die 65-Jährige und erzählt begeistert von Nordic Walking und Gesangstherapie. „Wenn's einem schlecht geht, muss man was tun”, so Taplick. Und wenn's dann noch Spaß macht…”

Info unter Tel.: 174 22013