Essen.. Wer hätte das gedacht? Er selbst wohl am wenigsten: Nelson Müllers Restaurant Schote bekam jüngst einen Michelin-Stern. Was noch mehr Action für den umtriebigen Koch und Sänger bedeutet.

Kochen ist wie Musik, Musik ist wie Kochen: Kunst und Kreativität, Genuss und Genialität. Für Nelson Müller gehört das schon immer zusammen, er liebt die Gemeinsamkeiten und fließenden Grenzen. Und er liebt und sucht die Herausforderung. Wundert’s da noch, dass sein Stern nun endgültig aufgegangen ist? Die Schote, das Restaurant des leidenschaftlichen Kochs und Musikers, wurde mit einem Stern der Restaurantführer-Bibel Michelin geadelt.

„Etwas Schöneres gibt es kaum.“ Müller ist auch noch über eine Woche nach der äußerst begehrten wie wichtigen Auszeichnung von den Socken und sichtlich überrascht. „Das ist vor allem auch eine riesige Anerkennung für mein tolles Team. Und dass es jetzt ein Sterne-Restaurant mitten in Rüttenscheid gibt, ist doch phantastisch.“

Kochen und Musik

Ein Michelin-Stern sei ja schon ein bisschen so wie der Oscar in der Filmbranche, schwärmt der 32-Jährige, der so schnell mit dieser Ehre nicht rechnen konnte. Immerhin hatte er die Schote erst 2009 von Hans und Monika Klapdor übernommen. Aber diese rasante Entwicklung passt zum turbulenten Leben des gebürtigen Ghanaers. Aufgewachsen bei seinen deutschen Pflegeeltern in Stuttgart, entdeckte er schon als Jugendlicher seine Passion fürs Kochen – und für die Musik. Die bodenständige Küche seiner neuen Heimat beeinflusste ihn erst einmal entscheidend, den Rhythmus, der ihn an die Gitarre und ans Mikrofon trieb, hatte er wohl im Blut.

Doch in seiner jungen „Wanderzeit“ setzte Nelson Müller zunächst ganz auf die Küche. Vor elf Jahren landete er schließlich in Essen, hat hier seine neue Heimat gefunden. Sechs Jahre lang arbeitete er anfangs in der Zwei-Sterne-Küche der Résidence bei Berthold Bühler und Henri Bach. „Meine absolut prägendste Zeit als Koch“, blickt Müller gerne auf seine Kettwiger Station zurück. Danach packte ihn wieder der Soul. Müller ließ den Herd links liegen und heuerte für ein Jahr am Grillo-Theater an, sang auf Festivals, organisierte Events und Partys. Schon vorher war er immer wieder auf diversen Bühnen zu sehen, frönte mit Hingabe der Black Music. Noch heute erzählt Müller stolz, dass er mit seiner Band im Vorprogramm von Aloe Blacc, der 2010 seinen weltweiten Durchbruch mit „I need a dollar“ hatte, spielen durfte.

Klassisch mit mediterranen und modernen Einflüssen

Die Rückkehr in die Gastronomie kam 2007 plötzlich und unerwartet, als ein Freund einen Partner für seine neu gegründete Kochschule in der Max-Keith-Straße suchte. Ein paar Monate später führte Müller die Kochschule in der Planbar4, der Ideenschmiede von vier Einrichtungs-Spezialisten in der ehemaligen Coca Cola-Deutschland-Zentrale, allein. Müllers Kurse und Events für private Kunden und Firmen sprachen sich in Windeseile herum, seitdem rast der lebenslustige Exot auf der Überholspur. 2009 übernahm er die Schote, ließ die Räumlichkeiten völlig entkernen und umstylen. Die Küche prasentierte sich von Anfang an klassisch mit mediterranen und modernen Einflüssen. Neun Köche beschäftigt er mittlerweile in Rüttenscheid und in der Kochschule.

Nelson Müller wäre freilich nicht Nelson Müller, würde er sich „nur“ mit diesen Standbeinen begnügen. Mittlerweile ist er bundesweit als TV-Koch in den Promi-Olymp vorgedrungen, wirbelt relativ regelmäßig bei „Lanz kocht“ und der „Küchenschlacht“ an den Tele-Töpfen, die für manche die Welt bedeuten. Für das WDR-Fernsehen testet er im „Curry-Derby“ zudem kultige Pommesbuden, und vor drei Wochen ist – natürlich – auch ein Buch erschienen. Sein erstes Buch mit dem beziehungsreichen Titel „Meine Rezepte für Body und Soul“.

"Ich bleibe auf dem Boden"

Der Tag hat allerdings nur 24 Stunden, woher nimmt Müller die Kraft und Zeit für die mannigfaltigen Aktivitäten? „Sicherlich bedeutet das auch Druck und Stress“, gibt er zu, „aber der Erfolg ist auch ein großer Ansporn für mich und meine Leute. Ich bin sehr gerne selbstständig und vergesse dabei nicht, mich stets zu hinterfragen.“ Immerhin schafft es Müller, noch beinahe jeden Abend in der Küche der Schote mitzuarbeiten. Und nicht selten trifft man ihn danach auf rauschenden Partys in den Clubs der Stadt.

„Ich bleibe auf dem Boden“, versichert Müller, „und bin gleichzeitig weiterhin für verrückte Sachen zu haben.“ Das glaubt man ihm aufs Wort.