Essen. . Kopierläden müssen sich spezialisieren, um zu überleben. Studenten spielen dabei keine wichtige Rolle mehr. Mittlerweile sind Firmen die wichtigsten Kunden der Copy-Shops.

Es gab mal eine Zeit, in der „Kopieren“ etwas anderes meinte als „Copy and Paste“. Es gab mal eine Zeit, da meinte „Kopieren“ – nunja: „Kopieren“ eben.

Buch aus der Bibliothek ausleihen, Buch auf den Kopierer legen, Starttaste drücken, warten. Dann Buch umblättern, nächste Seite kopieren, und kapitelweise so weiter machen, mindestens, und am Ende hat man einen dicken Stapel A4-Papier in den Händen, warm wie frische Brötchen.

Generationen von Studenten haben erhebliche Zeit ihres Studiums im Copy-Shop verbracht, dem Kopierladen, dem natürlichen Nachbarn jeder Uni. Diese Tradition, sagen wir es mal so, kann nur fortbestehen, wenn Copy-Shops sich künftig spezialisieren. Und da spielen Studenten eigentlich keine tragende Rolle mehr.

Spezialisieren – ein Copy-Shop? Das heißt jetzt nicht, dass jemand nur noch A3-Format anbietet. Oder ausschließlich Kopien auf, sagen wir, gelbem Papier. „Studenten“, sagt Sylvia Lackmann vom „Printstudio Spanek“ an der Segerothstraße, „machen höchstens noch 40 Prozent unseres Umsatzes aus“. Sie ist seit 1991 im Geschäft, „damals trugen Studenten Waschkörbe mit Büchern hier ‘rein“, es gab 20 Kopiergeräte für die Selbstbedienung. Heute sind es noch genau: drei.

"Kopiert wird eigentlich gar nicht mehr"

„Firmen sind heute unsere wichtigsten Kunden“, sagt die Inhaberin. Firmen, die Visitenkarten oder Flyer drucken lassen. Architekturbüros, die großformatige Zeichnungen und Baupläne benötigen, „plotten“ nennt man so etwas. Studenten? „Lassen hier noch ihre Abschlussarbeit drucken und binden, mehr nicht.“

Es liegt am Inter- und Intranet. Dozenten stellen Skripte ins Netz, die kann man sich zu Hause ausdrucken. Oder an Ausdruck-Stationen in der Uni-Bibliothek. Gelernt wird mit Online-Tools, und selbstverständlich ist auch das gedruckte Vorlesungsverzeichnis der Hochschule längst Geschichte.

Albert Bilo, Chef der Uni-Bibliothek in Essen, widerspricht: „Den Trend, dass Studenten keine Bücher mehr kopieren, können wir eigentlich nicht erkennen.“ In seinem Hause gebe es nach wie vor zehn Kopiergeräte, stets dicht umlagert. Doch an der Segerothstraße weiter nördlich betreibt Jörg Feldmann seit 28 Jahren den Kopierladen „Unikum“ und sagt: „Es lohnt sich eigentlich nicht mehr.“ Früher hatte er 14 Kopiergeräte, heute sind es noch fünf. „Kopiert“, meint Feldmann, „wird eigentlich gar nicht mehr.“ Er hat sein Angebot entsprechend erweitert, führt hochwertige Schreibwaren und bedruckt Baseball-Kappen und T-Shirts. “Alte Copy-Shops schließen eher, als dass neue aufmachen.“

FOM-Chinesen als Stammkunden gewonnen

Und dann ist da noch ein dritter Copy-Shop auf der Segerothstraße: „Ewald Priebe“ feiert im kommenden Jahr 30-jähriges Bestehen. Im Schaufenster hängen die Öffnungszeiten in arabischen und chinesischen Schriftzeichen. Drinnen warten Asiaten an der Theke, lassen ihre Abschlussarbeiten ausdrucken und binden. Die FOM ist nicht weit, die private Uni für berufsbegleitende Studien rund ums Thema Wirtschaft. Die FOM pflegt den Austausch zu China, derzeit sind wieder 450 Studenten hier zu Gast. Der Copy-Shop von Ewald Priebe hat offenbar mit Erfolg die FOM-Chinesen als Stammkunden gewinnen können. „Das spricht sich immer neu ‘rum, die kommen immer zu uns“, sagt Mitarbeiterin Carola Meier. Im Laden hängt eine gerahmte Fotocollage: „Zur Erinnerung, FOM-Bachelor, 15. Juni 2010“.