Die Essener cph-Gruppe stellt Etikettierklebstoffe her – und ist damit nicht nur hinter dem Ural erfolgreich.

Irgendwo in der tiefsten sibirischen Steppe: In einer Fabrik wird Wodka hergestellt und in Flaschen abgefüllt. Nun müssen nur noch die Etiketten mit der Marke des Herstellers angebracht werden. Und an dieser Stelle kommt der Essener Gerwin Schüttpelz ins Spiel. Seine Firma, die cph-Gruppe, produziert den Klebstoff, mit dem die Etiketten an den Getränkebehältern haften bleiben. Die Gruppe, die ihren Sitz in Essen-Bergeborbeck hat, beschäftigt rund 230 Mitarbeiter und wird nach Angaben ihres Inhabers im laufenden Jahr einen Umsatz von 80 Millionen Euro erzielen.

In diesen Behältern werden die Rohstoffe gelagert. 
Fotos: WAZ, Arnold Rennemeyer
In diesen Behältern werden die Rohstoffe gelagert. Fotos: WAZ, Arnold Rennemeyer © WAZ

„Jede Sekunde werden weltweit 9000 Flaschen mit unserem Klebstoff etikettiert”, sagt der 59-jährige Schüttpelz, der 1975 zunächst das Unternehmen cph Chemie Produktions- und Handelsgesellschaft mbH gründete. Schüttpelz, der Jura studierte, fuhr neben seinem Studium Lkw für ein Chemie-Unternehmen. In ihm reifte die Idee, seinen eigenen Betrieb zu gründen. Seine junge Firma handelte erst mit Industrieklebstoffen, bis 1977 die Produktion von Stärke- und Zelluloseklebstoffen aufgenommen und 1983 der erste Protein-Etikettierklebstoff entwickelt wurde.

1990, 15 Jahre nach der Gründung, war das Essener Unternehmen in Deutschland bereits Marktführer für Etikettierklebstoffe. Heute stehen in den Regalen der zwei größten deutschen Discounter-Ketten nur Flaschen, deren Etikettierungen exklusiv mit Klebstoffen aus Essen angebracht werden. Den russischen Markt beherrscht die cph Deutschland, wie der Betrieb mittlerweile heißt, zu 60 Prozent. „Und wir bauen dort unsere Marktanteile noch weiter aus, denn der russische Markt geht echt ab”, sagt Schüttpelz.

Zu dem Russlandgeschäft kam der Essener, als ein sibirischer Wodkahersteller ihm erzählte, dass die bisherigen Etiketten sich ständig lösen und abfallen würden. Für ihn und weitere Unternehmen hinterm Uralgebirge produziert cph vor Ort die Klebstoffe. „Die reicheren Industrien im vorderen europäischen Teil Russlands, die mit modernster Technologie arbeiten und für ihre High-Tech-Maschinen gute Kleber benötigen, beliefern wir mit unseren in Essen hergestellten Produkten.”

Außer Kleber für Flaschenetiketten entwickelt die cph-Gruppe auch den Klebstoff für die Längsnaht von Zigaretten. „Für eine Million Zigaretten werden 30 Kilogramm Klebstoff verwendet”, sagt Schüttpelz, der in den vergangenen Jahren Produktionsstätten in Russland, in der Ukraine und in Portugal eröffnet hat. „Und Anfang Mai beginnen wir unser Geschäft in Indien.”