ESSEN. „Wir lassen niemanden allein.”
Diesen Satz kann man als Unterstützung auffassen, aber auch als Ermahnung. Im Fall der „Ermittlungsgruppe Jugend” gilt beides. Vor einem Jahr nahm sie ihre Arbeit auf, um gezielt Intensivtäter zu betreuen. Jetzt zog sie die erste Zwischenbilanz - sie fiel positiv aus.
Von den 74 jugendlichen Intensivtätern - ein Viertel mit libanesischem Migrationshintergrund - fielen im vergangenen Jahr 28 nicht mehr mit Delikten auf, „sie haben ihre kriminelle Karriere unterbrochen oder ganz beendet”, kommentierte Kriminalhauptkommissar Uwe Schumacher das Ergebnis. 16 haben sich sogar ganz aus dem Programm verabschiedet, weil die sozialen Voraussetzungen gegeben seien, sprich: Sie leben in geordneten familiären Verhältnissen, gehen zur Schule oder haben gar eine Ausbildung.
Mit ihrem Netzwerk, das weiter verfeinert werden soll, haben Polizei, Staatsanwaltschaft und städtische Ämter die Jugendlichen spüren lassen, dass sie unter Beobachtung stehen. Zweimal pro Monat erhielten sie entweder zu Hause Besuch von der Polizei oder wurden ins Präsidium zitiert. Darüber hinaus tauschen sich die Mitglieder der Gruppe in so genannten Fall-Konferenzen aus, um Ursachen, Perspektiven und weiteres Vorgehen auszuloten.
Wer seine Karriere dennoch mit Einbruch, Raub und Körperverletzung fortsetzt, erfährt, was das Sprichwort „die Strafe folgt auf dem Fuß” bedeutet. Die Verurteilung müsse schnell erfolgen, so Staatsanwältin Petra Härtel-Breß. Vergehe zu viel Zeit, werde die Strafe gar nicht mehr ernst genommen.
Eine Erkenntnis der Gruppe: Die Prävention muss im Kindesalter beginnen. „Wir müssen früh für ordentliche Bildungsbiografien sorgen”, so Essens Jugenddezernent Peter Renzel. Schumacher schilderte einen Fall, der offenbart, dass genau dies nicht einfach ist. Wenn die arbeitslosen Eltern nicht darauf achten, dass ihr Sohn zur Schule geht, seien Probleme vorprogrammiert. „Der Junge hat bei uns zum ersten Mal erlebt, dass ihm Grenzen gesetzt werden.”
Der Blick zurück auf die Zahlen verdeutlicht, dass Regeln längst nicht von allen Jugendlichen - auch zwei Mädchen sind darunter - beachtet werden. Mehr als die Hälfte blieb eben nicht sauber. Deshalb gebe es für die Gruppe allen Grund, weiterzumachen, so Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr.