Mit den steigenden Temperaturen beginnt der Pollenflug und für „Heuschnupfen”-Geplagte eine wochenlange Leidenszeit.
Endlich zeigt sich der Frühling von seiner strahlenden Seite. Doch für rund 100 000 Pollenallergiker in Essen beginnt damit eine Zeit des Leidens: Die Nase trieft, die Augen jucken und brennen, heftige Niesattacken quälen. „Nach der langen Kälteperiode explodiert nun die Natur”, so Dr. Rainer Kundt, Amtsarzt beim Gesundheitsamt Essen. „Die Allergiezeit setzt in diesem Jahr etwas später ein, kann aber umso heftiger sein.”
Steigen die Temperaturen an zwei bis drei Tagen über 15 Grad, fliegen die Pollen los: Millionenfach und oftmals über Hunderte von Kilometern schweben zunächst die Pollen von Haselnuss, Ulmen, Erlen und Weiden durch die Luft, die von Pappeln und Birken kommen bald hinzu. Pollenallergiker sind dann über Wochen kaum in der Lage zu schlafen, zu arbeiten, zu lernen oder gar ihre Freizeit zu genießen.
Der sogenannte „Heuschnupfen” - von Medizinern Pollinose oder saisonale allergische Rhinitis genannt - ist weit verbreitet. „Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind betroffen mit steigender Tendenz”, so Kundt. „Zudem ist zu beobachten, dass die Allergene durch die Umwelteinflüsse wohl zunehmend aggressiver werden.” So sei ein Heuschnupfen oftmals nicht mehr von einer normalen Erkältung zu unterscheiden.
Grundsätzlich aber hat der Heuschnupfen weder etwas mit Heu noch mit einer Erkältung zu tun. Die Ursache liegt vielmehr an einer angeborenen Überempfindlichkeit gegen bestimmt Blütenpollen. Diese enthalten Eiweißstoffe, die bei empfindlichen Menschen als Allergen wirken und irgendwann eine immunologische Abwehrreaktion des Körpers hervorrufen können. Bestimmte Umweltfaktoren, wie Feinstaub, können die Entfaltung eines Heuschnupfens jedoch forcieren. Schimmelpilze und Rauchen können die allergische Reaktion ebenfalls auslösen.
„Für Heuschnupfen gibt es keine Altersgrenze”, erklärtKundt. „Die meisten Allergien treten zwar schon in der Jugend auf, aber auch 60-Jährige können plötzlich an Heuschnupfen erkranken.” Ein Wundermittel gegen die lästigen Beschwerden gibt es nicht. „Aber es ist wichtig zum Arzt zu gehen, um nach einer entsprechenden Diagnose eine Therapie einzuleiten”, erklärt der Mediziner. „Denn beim Heuschnupfen besteht immer die Gefahr des sogenannten Etagenwechsels. Die Allergie dehnt sich dann auf die unteren Atemwege aus und führt zu Asthma.” Immerhin erkranken rund ein Drittel der Heuschnupfen-Patienten irgendwann an Asthma.
Die symptomatische Behandlung des Heuschnupfens erfolgt mit Antiallergika. „Die können aber müde machen”, so Kundt. Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist die Desensibilisierung, die allerdings über einen längeren Zeitraum erfolgt und akut nicht hilft. Dabei erhält der Körper geringe Mengen der Allergene und soll sich so seine Überempfindlichkeit auf die Pollen abgewöhnen.
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