Essen. Die Memory-Clinic möchte mit einer Studie ermitteln, wie sich Videospiele auf die Gedächtnisleistung von älteren Menschen auswirkt. Die Teilnehmer müssen dafür täglich zum Gehirnjogging antreten.

Enkel aufgepasst, bald könnten die Großeltern euch Konkurrenz machen, wenn sie erst im Krankenhaus ihre Liebe zu Videospielen entdeckt haben. Was lustig klingt, hat einen durchdachten Grund: Wie Videospiele auf die Gedächtnisleistung von Senioren wirken, ermittelt die Memory-Clinic ab April in einer neuen Studie.

„Es gibt Forschungen, die belegen, dass der Intelligenzquotient bei älteren Menschen, die länger im Krankenhaus liegen, nachlässt”, so Carsten Brandenberg, Gedächtnistrainer in der zum Geriatrie-Zentrum Haus Berge gehörenden gerontologischen Beratungsstelle Memory-Clinic. Unter Anleitung werden die Teilnehmer zehn Tage lang täglich für etwa zehn Minuten mit „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging” spielen. Das ist eine Mischung aus Rechen-, Lese-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Tests. Beispielsweise sollen aus rotierenden Buchstaben Worte zusammengesetzt werden. Jeder erhält ein eigenes Trainingsprogramm, das erstellt wird, nachdem klar ist, wie schnell und korrekt er beim ersten Mal die Aufgaben bewältigte. Ein in das Programm integrierter Kalender zeichnet Fortschritte auf.

Start mit 30 Patienten

Die Studie startet zunächst mit 30 Patienten über 60 Jahren, die ausgewählt werden aus den stationären Patienten der geriatrischen Klinik Haus Berge. „Für uns ist es spannend zu erfahren, wie sie mit der Spielkonsole zurecht kommen. Manche kennen so etwas ja von ihren Enkeln, andere hatten noch gar keinen Kontakt”, sagt Brandenberg.

Innerhalb von drei Monaten sollen dann insgesamt 300 freiwillige Probanden zwischen 50 und 70 Jahren bei der Studie mitmachen. „Das sind alles Patienten, die bei uns eine geriatrische Komplexbehandlung bekommen. Das ist eine Art verkürzte, 21-tägige Reha nach z.B. einer Oberschenkelfraktur. Sie haben dann Zeit zum Mitmachen.”

Zunächst allerdings testen die Fachleute, ob die möglichen Teilnehmer nicht an Demenz leiden. Für Demenzkranke nämlich ist das Training nicht geeignet, sie wären damit überfordert.

Zusammenarbeit mit Nintendo

Ist ein Teilnehmer auserkoren und einverstanden, wird ihm zunächst die Spielkonsole Nintendo DS erklärt. „Nintendo hat uns Geräte zur Verfügung gestellt. Die Zusammenarbeit entstand, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr den Tag des Gedächtnisses gesponsert hat.” Das Spielprogramm selbst basiert auf Theorien des japanischen Neurowissenschaftlers Dr. Ryuta Kawashima.

Ziel des Videospielens ist es, Konzentration, Merkfähigkeit, Denkflexibilität zu verbessern – und damit das physische und psychische Wohlbefinden. „Letzteres werden wir abfragen. Die Teilnehmer können auf einer Skala von 1 bis 10 ankreuzen, wie wohl sie sich fühlen.” Sollte die Studie ergeben, dass das spielerische Training den Patienten hilft, dann „werden wir versuchen, das in den Krankenhausalltag dauerhaft zu integrieren”, so Brandenberg.