Essen. . Hohe Energiestandards - hohe Baukosten. Während Käufer von Wohnimmobilien gern für das „grüne Wohngefühl“ zahlen, sind Gewerbeimmobilien-Mieter zurückhaltender. Doch die gepannte Lage am Essener Markt ist - abgesehen von geringeren Nebenkosten - ein starkes Vermietungsargument.

„Alle wollen zertifizierte Objekte haben – aber keiner will dafür bezahlen“, sagt Gregor Brendel, Vorstands-Mitglied der Europa-Center AG. Die Krux: Der Bauherr investiert für das Zertifikat der „Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“ (DGNB) in teure Materialien und Qualität, zahlt bereits während der Bauphase für die Begleitung durch einen Experten der DGNB.

Während aber Mieter gern mit hohem und energiebewusstem Baustandard für sich werben – wollen sie die rund 1 bis 1,50 Euro Mehrkosten pro Quadratmeter oft nicht tragen.

Mehr noch, neben der höheren Grundmiete gilt es beim Einzug, Verzicht zu üben: Ein Anforderungskatalog mit rund 120 Punkten wird den Mietern vorgelegt. Danach verpflichten diese sich, auf umweltschädliche Einbauten - wie etwas Tropenhölzer - zu verzichten. Was der Europa-Center AG bei ihrem aktuellen Vorhaben an der Ecke Krupp-/Friedrichstraße zugute kommt? „Die Leerstandsquote bei Gewerbeimmobilien liegt unter fünf Prozent“, sagt Brendel. Im Bestand seinen überalterte Objekte, die sich schlecht vermarkten ließen. Kurz: Wo die Nachfrage groß ist, zahlt der Kunde gern auch einen Obolus für den „grünen Gedanken“.

Brendel will die Zertifizierung allerdings nicht allein auf die Kosten reduziert sehen: „Man darf nicht vergessen, dass wir durch den Einsatz besonderer Dämmung von von Dreifachverglasung auch die Nebenkosten stark reduzieren.“ 2,40 Euro statt 3 Euro pro Quadratmeter fielen im Schnitt an.

In moderne Baustandards investiert derzeit auch der Projektentwickler Kölbl Kruse. Mit ihrem Projekt „Living one“ setzt die auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Firma erstmals auf hochwertige Wohnbebauung - Dreifachverglasung und Belüftung mit Wärmerückgewinnung eingeschlossen. Nicht günstig zu haben sind die 84 Eigentumswohnungen; mit 2600 bis 3000 Euro schlägt der Quadratmeter für die 90 bis 230 Quadratmeter großen Wohnungen zu Buche.

Doch die Rechnung geht auf. „Bereits am ersten Wochenende nach Vorstellung des Projektes haben wir sechs Wohnungen verkauft, elf weitere sind vorgemerkt.“ Anleger seien dabei klar in der Minderzahl, sagt Kalker. Ein Großteil der Interessenten habe vor, das Eigenheim zu verkaufen und in eine Wohnung zu ziehen, um künftig weniger Arbeit mit der Immobilie zu haben. „Dabei wollen die Käufer aber auf nichts verzichten. Entscheidend ist ein hoher Standard.“ Und damit verbunden sei auch ein grüner „Wohngedanke“.