Essen. .

Statistisch hat jeder zweite Essener einen eigenen Wagen. Auf 1000 Einwohner kommen dieses Jahr 523 gemeldete Kraftfahrzeuge, 301.557 insgesamt. Carsharing heißt die Alternative zu den eigenen vier Rädern.

Es werden immer mehr. Nein, leider nicht immer mehr Essener, die Einwohnerzahl befindet sich weiter im Sinkflug, möglicherweise wird sie 2011 zum ersten Mal seit den 20er-Jahren unter der 570.000-Grenze aufschlagen. Doch dem entgegen steht ein Wachstum, was sich kaum erklären lässt: Der Kraftfahrzeug-Bestand in Essen hat im Vergleich zum Vorjahr trotz weniger Bürgern noch mal zugelegt. Auf 1000 Einwohner kommen dieses Jahr 523 gemeldete Kfz, 301.557 insgesamt ((2010: 298.431). Im Vorher waren es noch 452 pro 1000 Essener, 2009 nur 446 – und das obwohl der Parkraum rund ums Zentrum eher kleiner denn größer geworden ist und auch die Spritpreise weiter anziehen. Zeit also, der fahrzeugüberfluteten Stadt mehr Mobilitätsalternativen zu bieten. Eine davon erfährt immer mehr Zuspruch: Die Rede ist vom „Carsharing“.

Drei Unternehmen bieten in Essen insgesamt 47 Fahrzeuge an knapp 20 Stationen rund ums Stadtzentrum an. Allein 23 der „mal-eben-Autos“ kommen von „Stadtmobil“. Das Unternehmen mit seinem Rhein-Ruhr-Sitz in Essen begann 2009 mit drei Autos, „seither entwickelt sich der Markt hier exponentiell“, erklärt Geschäftsführer Matthias Kall. Mittlerweile ist sein Unternehmen Marktführer in Essen, doch auch die Bahntochter Flinkster und das holländische Unternehmen „Greenwheels“ bieten den Essenern ein Vehikel zur Zwischenmiete.

Keine Lust am eigenen Auto

Autovermietung als dauerhafter Ersatz für die eigenen vier Räder? Was die großen Autovermieter nicht schaffen (wollen), dass versucht jetzt die Carsharing-Branche und das in weiten Teilen des Landes bereits sehr erfolgreich. „In einer kleinen Stadt wie Karlsruhe teilen sich die Menschen schon über 300 unserer Autos“, berichtet Kall. Ähnliches sei „in einigen Jahren“ auch für Essen möglich. „Wir wachsen mit unseren Kunden und werden bis Ende des Jahres auch unsere Flotte weiter ausbauen“, sagt Kall, der Branche gehe es schließlich gut, „sie wird auch weiter stark wachsen, darin sind sich alle Experten einig“.

Warum es Hoffnung gibt, dass die Essener Parkstreifen demnächst von einigen wenig genutzten Fahrzeugen entlastet werden, begründet Kall wie folgt: „Wenn man jeden Abend eine dreiviertel Stunde nach einem Parkplatz suchen muss, vergeht einem jegliche Lust am eigenen Auto.“ Rüttenscheid sei da ein gutes Beispiel. Hier allein gibt es sechs Stationen für die Sharing-Autos mit vier bis sieben Sitzen.

Außerdem nehme das Auto als „Statussymbol weiter ab“, genauso wie „die Lust sich um Inspektion, Reinigung und Tüv zu kümmern, das spielt uns natürlich in die Karten“, so der Geschäftsführer. Gelegenheitsautofahrer nutzen ihren Wagen zwar wenig, tragen aber trotzdem die hohen Kosten. Eine Rechnung besagt: Autohalter die weniger als 10.000 Kilometer jährlich fahren, kommen mit Carsharing günstiger weg.

Einkauf mit dem Mietauto

Wer zum Beispiel nur für wenige Stunden einen Wagen zum Einkaufen braucht, der bezahlt einen Stundensatz und einige Cent pro Kilometer. Für drei Stunden Einkaufstour und zehn Kilometer Fahrt zahlen Car-Sharer je nach Anbieter und Fahrzeug zwischen 7 und 10 Euro. Spritkosten, Versicherung und alles Weitere inklusive. Eine echte Alternative für Vielfahrer „möchte und kann Carsharing nicht sein“, das gibt Matthias Kall unumwunden zu, doch für alle „die wenig fahren und mit spitzen Bleistift rechnen“ sei das Angebot einfach bequemer und günstiger.

Geteiltes Autofahrer-Leid ist halbes Leid und vielleicht findet man dann demnächst ja sogar mal einen Parkplatz oder kommt staufrei über die Ruhrallee. Was dann vielleicht wiederum für neue Einwohner sorgt. Aber das ist dann wohl eher ein frommer Wunsch.