Essen. .
Das Franz Sales Haus fertigt 21 neue Stände für den Internationalen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Bilder aus einem integrativen Malkurs und bedeutende Kirchenkunst sollen die Dachgauben schmücken.
Die Sonne scheint bei über 25 Grad, und Rosa Meckl denkt an Weihnachten. In der Malwerkstatt des Franz Sales Hauses tupft die 59-Jährige vorsichtig einen Pinsel in einen Klecks brauner Farbe und zieht mit ihm langsam ein Dach über den Stall, in dem die heilige Familie steht. Ist es nicht ein bisschen früh für Weihnachtsschmuck? „Das ist ja nicht für mich, sondern für den Weihnachtsmarkt.“
Schon seit Monaten spielt der diesjährige 39. Internationale Weihnachtsmarkt im Franz Sales Haus eine besondere Rolle: Im Auftrag der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) haben die Mitarbeiter der Werkstätten nicht nur 21 neue Verkaufsstände gefertigt, die zum Markt zwischen Rathausgalerie und Kennedyplatz aufgebaut werden sollen. Die Bewohner des katholischen Hauses für geistig behinderte Menschen werden einige dieser Stände zudem mit selbst gemalten Bildern verzieren.
Einen integrativen Malkurs hat das Franz Sales Haus deshalb an den vergangenen drei Wochenenden für je acht seiner Bewohner angeboten. Rosa Meckl gehört zu den Teilnehmern; unter Anleitung der Kunsttherapeutin Lucia Erb haben sie Szenen aus der Weihnachtsgeschichte gemalt. „Dafür haben wir sie uns aber erst einmal auf ungewöhnliche Weise erzählt“, sagt Erb.
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Stoffreste hat sie dazu wie Farbkleckse auf dem Boden verteilt, roter Samt für Marias Kleid, ein rosafarbenes Bündel als Jesuskind. „Das haben wir reihum gegeben, im Gespräch so ein Gefühl für die Geschichte bekommen und sie dann gemalt“, sagt Erb.
Fünf der Bilder - die Gewinner werden am kommenden Wochenende ausgewählt - sollen schon während der Lichtwochen auf die Gauben von fünf neuen Marktbuden gespannt und beleuchtet werden. Ergänzt wird diese Schau auf den Dächern der übrigen 16 neuen Marktstände mit Nachdrucken bekannter Kirchenkunst: Rembrandts „Josef Traum“, Francescas „Madonna der Geburt“ und van Honthorsts „Anbetung der Hirten“ werden sich in die Kunst aus dem Franz Sales Haus einreihen - auf Augenhöhe.
„So entsteht eine Open-Air-Galerie, die die Weihnachtsgeschichte auf einzigartige Weise erzählt“, sagt Herbert Fendrich vom Bistum Essen. „Das ist integrative Kunst par excellence“, ergänzt Ute Engelhardt vom Franz Sales Haus. „Mit der Kooperation können wir unseren Ansatz nicht nur ausbauen, sondern ihn auch noch nach außen tragen.“
Kleine Tafeln an den Seiten der Marktstände sollen Besucher über die großen und kleinen Künstler sowie ihre Bilder informieren. Zu erkennen sind die rund drei Meter langen Stände übrigens nicht nur an der leuchtenden Kunst: Sie sind Marktbuden aus dem Mittelalter nachempfunden, haben deshalb unter anderem ein längeres Vordach als die üblichen Weihnachtsmarktstände. Anders als vor rund 600 Jahren ist dieses aber nicht mit Stoff bezogen, es besteht vielmehr aus massivem Holz.
Darunter verkauft werden sollen „hochwertige Produkte“, sagt Heinz Bittscheidt von der EMG. „Wir wollen allerdings keine Konkurrenz zum Mittelaltermarkt aufbauen, zu dem die neuen Hütten vielmehr den Übergang darstellen sollen.“ Rund 100 000 Euro hat die EMG für die neuen Stände gezahlt. Über 30 Mitarbeiter aus der Werkstatt haben an ihnen gewerkelt.