Essen. Im weißrussischen Minsk liegen Juden aus Essen in einem anonymen Massengrab. Der Staatsanwalt Bernd Schmalhausen setzt sich dafür ein, dass die NS-Opfer einen Grabstein erhalten. Dafür ist die Stadt jedoch finanziell nicht in der Lage.

Im weißrussischen Minsk liegen Juden aus Essen in einem anonymen Massengrab. Der Staatsanwalt Bernd Schmalhausen setzt sich dafür ein, dass die NS-Opfer einen Grabstein erhalten. Dafür ist die Stadt jedoch finanziell nicht in der Lage.

Bernd Schmalhausen kämpft für die gerechte Sache: als Staatsanwalt - und Hobbyhistoriker. Er hat das Schicksal jüdischer Juristen während der NS-Zeit in verschiedenen Publikationen beleuchtet, schreibt gegen das Vergessen an.

Nun wendet sich der Jurist an die Öffentlichkeit: Vergangene Woche war er im weißrussischen Minsk, wo eine Gedenktafel für das Essener Ehepaar Ferse enthüllt wurde. Hermann Ferse war Anfang der 1930er Jahre Landgerichtsdirektor in Essen und ein Freund des späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Wegen seiner jüdischen Abstammung enthoben ihn die Nationalsozialisten des Amtes und deportierten ihn 1941 ins Ghetto in Minsk. Wann die Ferses ermordet wurden, ist unbekannt.

"Es wäre eine schöne Geste der Stadt"

Zur Einweihung der Gedenktafel reiste auch Heinemann-Enkelin Christina Rau nach Minsk. Und Schmalhausen, der über Hermann Ferse geschrieben hat, hielt eine Rede. Es sei eine bewegende Reise gewesen: „Da ist ein Massengrab für Tausende Juden, das hat mich sehr berührt.“ Zumal andere deutsche Städte dort Grabsteine für ihre Söhne und Töchter aufgestellt hätten.

Auch 128 Essener wurden mit den Ferses nach Minsk deportiert: „Wir haben schon vor Jahren angeregt, auch für sie einen Stein aufzustellen. Es wäre eine schöne Geste der Stadt.“ Doch die sah sich nicht zur Finanzierung in der Lage. Darum suche er nun Spender für Grabstein und Aufstellung, 3000 Euro werde beides wohl kosten. „Es wäre traurig, wenn das Grab so bliebe.“