Essen.
Zwei Moerser Fleischproduzenten sollen mit ihrem Essener Unternehmen rund 1,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Seit Donnerstag müssen die beiden sich vor der I. Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht verantworten.
Mehmet O. (39) und Sinan D. (39) zogen mit ihrer zuvor in Duisburg gegründeten Firma vor acht Jahren nach Essen. Massenweise produzierten sie Dönerspieße, lieferten die Ware von ihrem Unternehmenssitz auf dem Essener Großmarkt aus in zahlreiche Städte Nordrhein-Westfalens. Laut Anklage sollen sie etwa ab 2004 den Entschluss gefasst haben, einen Teil ihrer Produktion am Finanzamt vorbei, also schwarz zu verkaufen. Diese Geschäftsidee sollen sie ihren Kunden als „verkaufsfördernde Maßnahme“ angeboten haben. Offenbar stießen sie schnell auf das Einverständnis der Döner-Buden.
Umsätze verschleiert
Die I. Kammer hatte sich erst kürzlich ein Bild von diesen Maßnahmen machen können. Sie verurteilte das Ehepaar K., das im Essener Hauptbahnhof seit Jahren zwei florierende Döner-Imbisse führte. Es bezog die Spieße von den jetzt angeklagten Moerser Unternehmern und verschleierte seine Umsätze ebenfalls gegenüber dem Finanzamt.
Zwei Jahre Haft mit Bewährung bekam die Ehefrau, dreieinhalb Jahre Gefängnis ihr Mann. Essener Döner-Liebhaber erinnern sich noch gut an den Preiskampf der Grillstationen ab 2005. Zuerst kostete die Dönertasche noch drei Euro, dann sank der Preis schnell auf unter zwei Euro, zum Teil mit Getränk inklusive. Erst das Eingreifen der Steuerfahndung beendete die Dumpingpreise, die offenbar ausschließlich durch Schwarzverkäufe möglich wurden.
Ausgefeilte Buchführung
Mehmet O. und Sinan D., die zum Prozessauftakt nur zu ihren Personalien Angaben machten, sollen die Steuerhinterziehung durch ein ausgefeiltes System der Buchführung ermöglicht haben. Dadurch sei es auch erst möglich, dass ihre Kunden selbst schwarz verkaufen konnten. Für diese Lieferungen klagte die Staatsanwaltschaft sie für Beihilfe zur Steuerhinterziehung an.
Beide Angeklagte sitzen seit Mai in Untersuchungshaft. Die Strafkammer hat acht weitere Prozesstage bis Ende Oktober terminiert, um die Vorwürfe gegen sie aufzuklären.