Es war zu erwarten: Die Gruga/Messe-Diskussion erwies sich als ein zu heißes Eisen, als dass die zerklüftete Essener Parteienlandschaft damit vernünftig umgehen können würde. Bevor es das Vierer-Bündnis zerreißt, entschied sich CDU-Fraktionschef Thomas Kufen lieber dafür, den Oberbürgermeister im Regen stehen zu lassen, der im Frühjahr einen moderaten Ausbau der Messe auf Kosten des Parks in den Stiel gestoßen hatte.
Reinhard Paß wurde - ähnlich übrigens wie seinem Vorgänger - die enorme Emotionalität des Themas zum Verhängnis. Der Ansatz aber war richtig: Die Qualität der Gruga hängt nicht an einigen tausend Quadratmetern Fläche mehr oder weniger. Zumal wenn auf der Habenseite mehr Qualität bei der umgebenden Bebauung steht, müssen Kompromisse im Sinne der wirtschaftlich wichtigen Messe möglich sein. Kommunizieren ließ sich dieser Gedanke nicht. Genauer: Kaum jemand in der Politik hat es ernsthaft versucht.
Nun geht es also in die andere Richtung, in der weniger Konfliktpotenzial steckt. Der Gedanke, dass man der Messe an der Alfredstraße ein ganzes anderes Entrée verschaffen kann, ist immerhin richtig. Billiger wird diese Lösung wohl kaum. Ob sie praktikabel ist, wird die weitere Diskussion zeigen.
Immer drängender werden zudem die Parknöte der Messe. Die Entscheidung des Landes NRW, die Polizeischule mit allen Außenanlagen unter Denkmalschutz zu stellen, wirkt da wie ein Schlag ins Gesicht. Denn damit ist die künftige Nutzung des Geländes für die Messe-Logistik fast schon unmöglich. Dies vor dem Hintergrund, dass die Messe Essen sowieso im Nachteil ist, weil das Land bei den wichtigsten Konkurrenten als Gesellschafter im Boot sitzt.
Warum es Essener Politikern nicht gelingt, die Landesregierung und die ihr zugeordneten Behörden von solchen Schritten abzuhalten, bleibt schleierhaft. Ist der Einfluss so gering?