Viele Autoren und Journalisten haben sich mit Krupp auseinandergesetzt, sind nach Essen gereist und haben aufgeschrieben, was sie sahen - oder sehen wollten. Einer der Wirkmächtigsten unter ihnen war Egon Erwin Kisch. Der sich politisch betont links verstehende Prager Journalist durchstreifte 1922 die Krupp-Stadt und verfasste eine kritische Reportage, die vor Fehlern, Übertreibungen und bewussten literarischen Erfindungen nur so strotzte. Gleichwohl wurde „Das Nest der Kanonenkönige: Essen“ vielfach für bare Münze genommen und hat das Image der Firma Krupp, aber auch der Stadt Essen in hohem Maße mitgeprägt - nicht zuletzt im Ausland. Die Historikerin Ulrike Robeck hat in einem Buch („Egon Erwin Kisch in Essen“, Klartext-Verlag, 120 Seiten, 18,95 Euro) den Text analysiert und einer historisch-kritischen Würdigung unterzogen. Am Ende bleibt nicht viel übrig von einem Autor, der eindeutig mehr Literat als Journalist war und dennoch bis heute einem renommierten Journalistenpreis seinen Namen leiht.
Nicht wissenschaftlich demaskieren, sondern auf eine Reise mitnehmen will ein zweites aktuelles Buch zum Thema. In „Krupp entdecken“ (Klartext, 104 Seiten, 12,95 Euro) beschreibt die Autorin Delia Bösch die Erinnerungsorte, an denen 200 Jahre Firmen- und Familiengeschichte Gestalt annehmen. Naturgemäß befinden sich diese Orte - fotografiert von Thomas Hintze - fast alle in Essen, doch auch Ausflüge nach Bochum und Duisburg sind enthalten. Denkmäler, Siedlungen, die Villa Hügel, das neue ThyssenKrupp-Quartier - besonders Krupp-Anfängern zeigt das Buch auf kompakte Weise den Kosmos eines ungewöhnlichen Unternehmens.