Wer ein Jahrzehnte altes Studienfach schließen will, selbst wenn es quasi nur noch als Aufbau-, also Master-Studium angeboten wird, der muss mindestens mit verletzten Eitelkeiten, wenn nicht gar mit handfestem Widerstand von Beteiligten rechnen. Man muss darauf nicht unbedingt Rücksicht nehmen. Was der Uni-Rektor jedoch hätte machen müssen: Die Form wahren und alle notwendigen Gremien in das Schließungsvorhaben vorab offiziell einbinden. Das hat Ulrich Radtke, wie heute bekannt geworden ist, augenscheinlich nicht getan. Der Senat fühlt sich übergangen -- mit Recht. Dass einem Mann wie Ulrich Radtke, der öffentlich stets besonnen auftritt und das nüchterne Argument mehr liebt als schneidige Floskeln, dass ausgerechnet ihm ein solch gravierender Formfehler unterläuft, ist, gelinde gesagt, erstaunlich.

An der Sache – der Schließung des Studienfachs Kommunikationswissenschaft zum Wintersemester 2012/13 – wird sich vermutlich nichts ändern. Das Aus für eine Geisteswissenschaft ist zu bedauern. Doch die „KoWi“-Protagonisten haben 2006 die Zeichen der Zeit nicht erkannt und sich um eine komplette Umstellung auf das Bachelor-/Master-System zu spät gekümmert. Das war der entscheidende Fehler, der sich rächt. Eine Aufschiebung ändert daran nichts.