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Die Auftragsbücher der Essener Handwerksbetriebe sind wieder gut gefüllt, doch es fehlt an qualifizierten Lehrlingen: Der „Tag des Handwerks“ will junge Menschen mobilisieren.

Die Auftragsbücher der Essener Handwerksbetriebe sind wieder gut gefüllt, doch es fehlt an qualifizierten Lehrlingen: Beim ersten deutschen „Tag des Handwerks“, zu dem die Essener Kreishandwerkerschaft am Samstag, 3. September, einlädt, steht deshalb die Nachwuchsförderung im Mittelpunkt: „Wenn wir nicht schnellstens mehr in die Bildung der Jugend investieren, steht das Handwerk in drei bis vier Jahren vor einem massiven Personalproblem“, sagt Hauptgeschäftsführer Ulrich Meier. Schon jetzt kann ein Drittel der Betriebe freie Stellen nicht adäquat besetzen.

Und das ist ein Problem, denn dem Handwerk stehe eine Zeit des Wachstums bevor: „Das Minus der letzten Jahre ist noch nicht wieder drin, aber die Auftragslage wird zunehmend besser“, sagt Meier. Ein Erfolg auch der bundesweiten Imagekampagne, die der Deutsche Handwerkskammertag vor einem Jahr gestartet hat - Teil dieser Kampagne ist der nun erstmals umgesetzte „Tag des Handwerks“. „Uns ist es gelungen, dass Verbraucher zunehmend lokale Betriebe beauftragen. Ihre Qualität setzt sich durch.“

Einwandfreie fachliche Arbeit, das sei das Geheimnis des Handwerks, dieses künftig zu wahren, aber schwierig. Denn, so schätzt Meier, 25 Prozent aller Schüler, die die Haupt-, Real- oder Gesamtschulen verlassen, seien nicht einmal ausbildungsfähig.

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Einige größere Firmen versuchten bereits, mit innerbetrieblichen Fortbildungen, schlechte Schulabschlüsse aufzufangen. Kleinere Handwerksbetriebe könnten das aber kaum leisten. „Sie arbeiten unter enormem Auftragsdruck.“ Den Jugendlichen fehlten die Ziele, vermutet Meier. „Wir müssen sie mehr über die Vorteile der einzelnen Gewerke informieren, dafür kommt der Tag des Handwerks gerade recht.“

Zahlreiche Infostände werden am Samstag auf dem Gelände der Kreishandwerkerschaft stehen – auch das Friseurhandwerk wird sich dort präsentieren.

Kopfrechnen, Rechtschreibung, den Kunden mit einem freundlichen „Guten Tag“ begrüßen - diese Defizite bemängelt auch Eric Weiß. Der 54-Jährige führt den gleichnamigen Friseursalon am Kopstadtplatz. Zwei Angestellte arbeiten für ihn, zudem bildet er sogar drei junge Menschen aus. „Ich bilde lieber selbst aus, als Leute von anderen Friseursalons zu übernehmen. So weiß ich, was ich habe.“

Seit 1985 führt Weiß sein Geschäft – der Preiskampf wird immer härter. „Ich brauche Mitarbeiter, die ihren Beruf nicht nur leidenschaftlich gerne, sondern auch fachlich einwandfrei machen.“ Ist sein Beruf denn überhaupt noch attraktiv für junge Menschen? „Sicher ist er das. Dieser Beruf ist kreativ, man arbeitet mit Menschen, macht etwas aus ihnen. Mich erfüllt es mit Stolz, wenn ich einen Kunden zufrieden in den Spiegel lächeln sehe“, sagt Weiß.

Stolz, das sei das Schlüsselwort im Kampf um geeignete Lehrkräfte, sagt auch Ulrich Meier von der Kreishandwerkerschaft. „Das Handwerk ist die Basis dieser Gesellschaft, als Arbeitgeber und als Dienstleister. Die Betriebe sollten selbstbewusster auftreten und zu der Wirtschaftsmacht stehen, die sie nun einmal sind.“