Essen. .
In Zeiten des Handys sind sie generell zum Aussterben verdammt: 325 öffentliche Telefone gibt es noch in Essen, die meisten vom neuen Typ der Telefonsäule, die mit der alten schutzstiftenden Zelle nicht viel gemein hat.
Auch die klassischen gelben Häuschen lassen sich noch finden - oft in erbärmlichen Zustand. An der Ernastraße, Ecke Cäcilienstraße in Rüttenscheid lässt sich so eine Telekom-Ruine besichtigen. Die abblätternde Farbe an der Tür ist nur ein Indiz dafür, dass die Zeit dieser Zelle eigentlich abgelaufen ist. Es kommt noch schlimmer: Da, wo die Scheiben des Häuschens noch nicht von Randalierern zerstört wurden, prangen Schmierereien oder Aufkleber auf dem Glas. Schon den Griff der Tür anzufassen, die nicht mehr richtig schließt, dürfte jeden potenziellen Telekomkunden eine Menge Überwindung kosten.
Auch von innen ist der Zustand desolat. Obwohl wegen der fehlenden Scheiben permanent Durchzug herrscht, stinkt es durchdringend. Immerhin, wer den Hörer von der Gabel nimmt, vernimmt ein Freizeichen. Dem Telefonvergnügen, das hier wirklich keines ist, steht technisch nichts im Weg.
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Die Deutsche Telekom kennt das Problem, eine Lösung hat sie indes nicht parat. „Viele der gelben Zellen sind 40/45 Jahre alt und haben keine Türen oder Scheiben. Renovieren wir, sind sie nach einer Woche wieder draußen. Wir bedauern das, aber es geht nicht anders“, sagt ein Sprecher des Bonner Unternehmens.
Für Anwohner, die die gelbe Zelle an der Ernastraße täglich im Blick haben, nur ein schwacher Trost. Die einen sprechen von einem „Schandfleck“ der „entfernt werden sollte, bevor noch mehr Unsinn damit passiert“, andere hingegen, wie Frank Diederich, stellen den generelle Nutzen der fossilen Sprechzellen infrage: „Im Zeitalter der mobilen Telekommunikation interessieren mich Telefonzellen wenig. Schön anzusehen ist das aber nicht. Man fragt sich, ob das noch zeitgemäß ist – ich glaube, der Bedarf ist einfach nicht mehr da.“
Die Telekom versichert ihrerseits jedoch, dass der Bestand der Zellen nicht der Unternehmensträgheit zuzuschreiben, sondern das Ergebnis steter Beobachtung sei. „Wir überprüfen an jedem Standort den Umsatz.“ Pro Monat dürfte der Unterhalt der gelben Zelle, der teuersten öffentlichen Sprechvariante aus dem Hause Telekom, bei etwa 100 Euro liegen. Öffentliche Telefonie, so sagt die Telekom, sei immer noch ein aktuelles Thema. Wenn beim Prepaid-Handy das Guthaben aufgebraucht, der Akku leer oder kein Empfang vorhanden sei, wäre die Telefonzelle immer noch eine echte Alternative, sagt die Telekom.
Wer in dieser misslichen Situation zufällig sogar noch ein 50-Pfennig-Stück dabei hat, kann sich glücklich schätzen. Die D-Mark ist in den historischen Kabinen noch immer ein gültiges Zahlungsmittel. Euro geht aber auch schon...