Essen.

Es ist harte Arbeit, aber er liebt sie: Der 21-Jährige Jonny Krause ist beim Gruga-Sommerfest einer von 60 Schaustellern - und will das immer bleiben. Seit Generationen ist seine Familie im Schaustellergeschäft und auch Jonny will es übernehmen.

Achterbahn, Geisterbahn und Autoscooter: Sie stehen schon. Hier und da tauschen die Arbeiter bunte Lämpchen aus oder putzen die Fassaden der Karussells. Andere Fahrgeschäfte dagegen sind erst angekommen - sie liegen noch zusammengepackt auf dem Anhänger und warten auf ihren Aufbau. Da kommt auf die Schausteller noch viel Arbeit zu: Denn bis Freitag muss alles fertig sein, pünktlich zum Start des 40. Gruga-Sommerfests.

Der Schausteller Jonny Krause (21) ist mit seiner Familie und ihrem Karussell „Flying Star“ am Mittwoch in aller Frühe - vier Uhr nachts - angereist. Wenige Stunden zuvor stand ihr Karussell noch auf einer Kirmes in Duisburg. Um acht Uhr klingelte dann schon wieder der Wecker. Nach einer kurzen Nacht wartet ein langer Tag auf Jonny Krause. Die Liste mit den ausstehenden Arbeiten ist lang: Die Bodenkonstruktion muss noch in die richtige Position gerückt, der Fußboden verlegt, die Arme des Karussells ausgerichtet und die Gondeln angehängt werden. Gut, dass bei Jonny und seinem älteren Bruder Dennis (29) jeder Handgriff sitzt. Normalerweise bräuchten die beiden knapp eine Woche für den Aufbau - jetzt müssen drei Tage reichen.

„Fehler dürfen nicht passieren, deswegen müssen wir immer 100 Prozent geben“

Jonny Krause weiß: Auch wenn die Metallstangen ihr Gewicht haben, sie sind nichts im Vergleich zu der Verantwortung, die die Brüder beim Aufbau tragen müssen. „Fehler dürfen nicht passieren, deswegen müssen wir immer 100 Prozent geben“, sagt er. „Auch wenn die Aufbauzeit mal knapper ist“. Aber Druck und Stress machen ihm nichts aus. Jonny Krause ist mit der Kirmes aufgewachsen, ein anderes Leben kennt er nicht. Schon als kleiner Junge hat er mit angepackt. „Meine Eltern mussten mich nie fragen, ich habe immer freiwillig geholfen “.

Seit er vor fünf Jahren seinen Abschluss auf dem Internat gemacht hat, kann er seiner Schaustellerleidenschaft ganz nachgehen. „Das ist mein Zuhause hier“, sagt er und schaut über den Kirmesplatz in Essen. „Ich möchte mit niemandem tauschen“.

Warum auch? Er führt doch eigentlich ein spannendes Leben: immer auf Achse, immer neue Orte, immer neue Menschen. Natürlich kennt Jonny auch Momente, in denen er am liebsten alles hinwerfen würde. „Das Gefühl hält nur wenige Sekunden und vergeht dann wieder schnell“, sagt er.

Besonders der Winter zeige ihm, wie stark sein Herz für die Kirmes schlägt. Wenn sich die Karussells nicht mehr drehen und die Buden geschlossen bleiben, zwingen auch ihn die kalten Tage zum Stillstand. „Ich bekomme dann so ein Kribbeln. Am liebsten wollte ich dann sofort wieder los“. Seit Generationen ist die Familie von Jonny Krause im Schaustellergeschäft. Vor 38 Jahren hat Jonnys Vater das Karussell „Flying Star“ von seinem Vater übernommen. Für den 21-Jährigen ist es selbstverständlich, dass auch er das Geschäft irgendwann weiterführen wird.