„Alles, was wir verkaufen, stellen wir nach traditionellen Rezepten selbst her. Das ist wohl unser Erfolgsgeheimnis”, sagt der 44-jährige Holsterhauser Bäckermeister Stefan Holtkamp.

Auf der Kahrstraße wird in der Tat schon lange an einer Erfolgsgeschichte gebacken: An diesem Sonntag feiert das Familienunternehmen sein 140-jähriges Bestehen.

Leider ist über die Anfänge der Bäckerei nicht viel bekannt. Fest steht aber: Urururgroßvater Franz Holtkamp war 1869 der erste Bäcker in der Bäckerinnung Düsseldorf. Als er den ersten Laib Brot in den Ofen schob, war er Vorreiter. Ihm folgten Bernhard (bis 1938), Josef (bis 1967) und Klaus Holtkamp (bis 1993). Stefan Holtkamp übernahm 1993 den Betrieb und zählt heute auf 40 Mitarbeiter, auch vier Auszubildende, es ist überwiegend langjähriges Stammpersonal. Der Stammsitz ist in Holsterhausen geblieben. Täglich werden von hier aus vier Verkaufsstellen in Rüttenscheid und auf der Margarethenhöhe mit Brot, Brötchen und Torten beliefert. Das Sortiment ist bereit gestreut, angeboten werden allein 40 verschiedene Brotsorten. Zum Jubiläum gibt es ein besonderes Roggenmischbrot, für den kommenden Winter ist ein Grünkohlbrot geplant. Besonders gefragt sind die sogenannten Holtkämper, über deren Rezeptur aber nichts verraten wird, nur so viel: „Bei uns steht der natürliche Geschmack im Vordergrund.” Die Kunden, die selbst aus Velbert und Kettwig kommen, schätzen aber auch die „Teilchen”, die Joghurt-Limetten-Schnitte, den Puddingplunder und die Käseschnecken.

Und dann ist da noch die Vanillebuttercremetorte, die zum Jubiläum eine besondere Rolle spielen wird: Sie wird als XXL-Version (rund 2,10 Meter hoch und 1,60 Meter breit) in der Kahrstraße eine ganze Bühne füllen und danach kostenlos an die Geburtstagsgäste verteilt.

„Ich liebe meinen Job”, sagt Stefan Holtkamp, auch wenn das Umfeld für das Essener Bäckerhandwerk immer schwieriger geworden sei. Sein Vater hatte 1970 noch 230 Innungsbetriebe gezählt, davon sind 24 übriggeblieben. „Natürlich sind wir teurer als manch anderer Anbieter, aber wir setzen auf unsere handwerkliche Tradition und arbeiten nur mit Fachkräften. Das danken uns viele Kunden.” Was er beklagt, ist das Auseinanderklaffen der Löhne und dass der Staat gerade das Handwerk zu wenig honoriere. 1996 zählte Stefan Holtkamp zu den Bäcker-„Revolutionären”, die die Sonntagsöffnung durchsetzten. Eine Trinkhalle in seiner Nachbarschaft hatte Brötchen verkaufen dürfen, sein Fachbetrieb nicht. Das brachte ihn auf die Palme. Bei der Essener Tafel ist er ebenso engagiert wie bei Führungen durch die Backstube, zahlreiche Goldmedaillen gab es vom Verband. Auch künftig sollen keine kleinen Brötchen gebacken werden. Sein Jubiläumsmotto: „Hurra, wir leben noch und schaffen munter weiter.”