Essen.

Das Essener Landgericht hat den 28-jährigen Mohammad S. wegen der lebensgefährlichen Messerstiche auf einen 21-jährigen, libanesischen Landsmann zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sein Bruder (23) kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Fünf Jahre Freiheitsstrafe für sieben Messerstiche, die den 21-jährigen O. beinahe töteten, verhängte die II. Strafkammer des Landgerichtes für Mohamad S. (28) wegen gefährlicher Körperverletzung. Sein mitangeklagter Bruder Hussein (23), der mit der Faust zugeschlagen hatte, kam mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten davon.

Beide weinen bitterlich. Am 29. November 2010 war es im Allee Center Altenessen zu der Auseinandersetzung gekommen. Von einem „Komplott“ und von „Boykott“ spricht Richter Andreas Labentz im Urteil. Durch falsche Aussagen im Prozess sei die Arbeit der II. Strafkammer des Landgerichtes „bewusst erschwert“ worden.

Inzwischen sollen sich die libanesischen Familien versöhnt haben

Die libanesischen Familien S. und O. waren verfeindet. Inzwischen soll es angeblich eine Versöhnung gegeben haben. Zumindest gab es eine Besprechung, möglicherweise auch Einschüchterungen der Zeuge. Nach Überzeugung der Kammer wirkte sich das so aus, dass sowohl der schwer verletzte O. als auch weitere Zeugen, die direkt nach der Tat bei der Polizei behaupteten Mohamad habe zugestochen, im Prozess plötzlich nicht mehr wussten, wer das Messer in der Hand hatte. Der 28-Jährige räumte zum Schluss die Stiche ein. Schilderte sie als eine Art Nothilfe, mit der er dem jüngeren Bruder habe helfen wollen.

Staatsanwältin Elke Hinterberg fordert fünf Jahre für den 23-Jährigen. Sie rechnet ihm, im Gegensatz zur Kammer, die Messerstiche ebenfalls zu. Für Mohamad S. beantragt sie sieben Jahre Haft. „Wir wissen aus leidvoller Erfahrung, dass das Allee-Center als sozialer Brennpunkt gilt“, sagt Hinterberg und erklärt mit Blick auf die Angeklagten, es sei eine Plattform für die, die ganz viel Zeit haben und da „rumfläzen.“

Verteidiger Manfred Gregorius schildert seinen Mandanten Hussein S. als „ganz normalen Mann, der gern Fußball spielt, fleißig arbeitet und, ich hoffe, auch seine Steuern zahlt.“ In seinem letzten Wort wendet der 23-Jährige sich an die Staatsanwältin: „Ich habe bestimmt nicht so viel Freizeit wie Sie.“