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Eine Gastro-Ampel soll nach Willen von NRW-Verbraucherminister Joahnnes Remmel künftig über die Hygiene in den Betrieben aufklären. Das könnte in Essen dauern- 6000 Betriebe müssen überprüft werden.

Wenn es nach NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) geht, ist Essen bald keine reine Geschmackssache mehr. Ein buntes Barometer soll Verbrauchern ab kommendem Jahr anzeigen, in welchem Restaurant sie hygienisch und womöglich sozialverträglich speisen. Für die zwölf Essener Lebensmittelkontrolleure des Umweltamtes bedeutet das Schwerstarbeit: Sie müssen rund 6000 Betriebe überprüfen. Am besten so schnell wie möglich.

Die Hygiene-Ampel ist einfach zu deuten: Grün steht für Genuss, Gelb für Steigerungsbedarf, Rot für Schmuddel-Speisen und unhygienische Zustände. Ab 2012, so Remmels Plan, pappen die Plaketten verpflichtend an jedem Restaurant, an jeder Kneipe, die Speisen anbietet. „Die Idee ist gut, die Umsetzung zu undurchdacht“, kritisiert Christiane Behnke, Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbandes. Rund 600 Essener Betriebe sind im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband organisiert – freiwillig. „Grundsätzlich begrüßen wir die Einführung des Gastro-Barometers“, sagt Behnke. „Schließlich möchten wir kontrolliert werden.“ An den Pranger sehen sich die Gastronomen durch das Barometer nicht gestellt. „Ein Betrieb, der vernünftig arbeitet hat nichts zu verbergen.“

Kontroll-Personal soll aufgestockt werden

Doch es bleibt ein fader Beigeschmack: „Es wird ein Zeit-Problem entstehen“, glaubt die Gastronomin. Immerhin rechnet die Stadt mit etwa viereinhalb Jahren, bis die Kontrollen flächendeckend abgeschlossen sind und alle Gastronomen eine Hygiene-Ampel an ihre Tür kleben können. „Die Betriebe, die dann noch nicht kontrolliert wurden und keine Plakette haben, sind im Nachteil.“ Denn: „Die Verbraucher orientieren sich daran. So kann ein Top-Betrieb Kunden verlieren.“ Eine mögliche Lösung sieht Behnke in der Aufstockung des Kontroll-Personals.

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Das könnte schwierig werden. Zwar plant das Land eine Aufstockung der Stellen, hat dies aber noch nicht konkret zugesagt. „Wir sehen einen erheblichen Mehraufwand auf uns zukommen“, sagt Wolfgang Lotz, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Auf jeden Kontrolleur kommen etwa 500 Betriebe, die er pro Jahr in einem Stadtbezirk überprüfen muss. Für die Punkte-Plakette müssen 6000 Lokale, die Lebensmittel verarbeiten, neu geprüft werden. In einer ersten Stufe werden Gaststätten getestet, dann folgen Bäckereien und Metzgereien, in Stufe drei schließlich der Einzelhandel.

Mehr Personal wir benötigt

„Es stellt sich die Frage, ob die Kommune das leisten kann“, meint Lotz. Und befürchtet: „Der Druck der Gewerbetreibenden wird groß sein.“ Es sei mit erheblichem Ärger und Klagen der Betriebe zu rechnen. „Wenn ein Restaurant, das einen guten Ruf zu verlieren hat, plötzlich nur eine gelbe Plakette bekommt, werden wir diesen Frust abbekommen.“ Daher spielt Lotz mit dem Gedanken, seine Leute in Teams in die Betriebe zu schicken. Doch der Einsatz solcher Kontrollmannschaften setze wiederum mehr Personal voraus.

Während man an der Basis noch über genaue Abläufe spekuliert, will die Gewerkschaft Nahrung, Gaststätten, Genuss (NGG) gleich einen Schritt weiter gehen. Die Geschäftsführerin der NGG-Rhein-Ruhr-Region, Yvonne Sachtje, fordert die Arbeitsbedingungen unter denen gekocht wird, als festes Kriterium aufzunehmen. „Jeder Gast muss erfahren, ob er es mit einem Sozial-Schmuddel-Chef zu tun hat.“ Schwarze Schafe gebe es unter den Arbeitgebern in der Gastronomie immer wieder – auch in Essen. Wenn ein Wirt die Löhne drücke, oder unverantwortliche Arbeitszeiten diktiere, müsse dies auf dem Gastro-Barometer unbedingt angezeigt werden.