Essen. Die Eröffnung des Polizeipräsidiums im Juli 1909 war auch die Geburtsstunde der Essener Polizeibehörde Symbol für die Staatspräsenz: Im neuen Präsidium an der Zweigertstraße nahm im Juli 1909 die „Königliche Polizei-Direktion" die Arbeit auf. Bis dahin war die Polizei Aufgabe der Gemeinde gew

Am 1. Juli feiert die Essener Polizei das 100-jährige Bestehen des Polizeipräsidiums. Denn der Geburtstag des Gebäudes ist auch die Geburtsstunde der Polizeibehörde. Und diese Geburt war eine unruhige.

Festschrift zum Geburtstag

„Essens wilder Norden" war in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ein weithin verrufener Ort. Die Einwohnerzahl explodierte in wenigen Jahren von 118 000 auf 239 000. Die Gemeindeschutzpolizisten standen völlig überfordert vor den ersten Streiks und vor Massenunruhen wegen steigender Lebensmittelpreise oder Entlassungen. Friedrich Ludwig Elisa von Moltke, von 1907 bis 1910 preußischer Innenminister, installierte „zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" im Juli 1090 die „Königliche Polizei-Direktion Essen" - damals wie heute eine Behörde, die auch für die Nachbarstädte Aufgaben übernahm.

Sie war zuständig für die später eingemeindeten Landgemeinden von Altenessen bis Schonnebeck, für die damalige Stadt Steele und für Oberhausen. Die städtischen Polizeisergeanten traten um Mitternacht ab und wenig später wieder an: in blauen Uniformen und dem Titel „königlicher Schutzmann". So erzählen es die Essener Beamten Frank Kawelowski und Mixchael Weber sowie Essens Ex-Polizeipräsident Michael Dybowski in der Festschrift „100 Jahre Polizeipräsidium Essen".

Schwer bewaffnete Sicherheitspolizei

Einen Weltkrieg später trug die Polizei plötzlich Grün: Auf die Wirren der Revolution 1918/19 reagierte die preußische Regierung mit der Aufstellung einer schwer bewaffneten Sicherheitspolizei. Doch auch Minenwerfer und Maschinengewehre verhinderten nach dem Kapp-Putsch von 1920 nicht, dass die „Rote Armee" der Arbeiter im März 1920 das Rathaus stürmte und die Sicherheitspolizei zur Kapitulation zwang. Die preußische Regierung verschmolz die „Grünen" später mit den Schutzmännern zu einer neuen Einheitspolizei, aufgeteilt in Schutz- und Kriminalpolizei.

Die Kripo wurde 1925 zur „staatlichen Landeskriminalpolizei", zuständig u.a. für Hochverrat, Mord, Falschspiel und Brandstiftung. 1927 wurde die „ständige Mordkommission für das westliche Ruhrgebiet" und die weibliche Kripo eingerichtet.

Essener Polizei ab 1933 gleichgeschaltet

Während der Naziherrschaft war die Essener Polizei schon ab 1933 gleichgeschaltet. SS-Brigadeführer Karl Zech wurde Polizeipräsident, im November 1938 mussten die Beamten zuschauen, wie SA und SS die Synagoge in Brand setzten und durch die Straßen tobten.

„Überall SA und SS, die wüteten", erinnerte sich Hauptmeister Freres, der in jener Nacht seinen hilflosen Polizeioberst Heimburg durch die Straßen fuhr. In den Folgejahren des totalen Kriegs wurde die Polizei eingespannt in den Verfolgung von Juden und anderen „Volksfeinden" wie „Miesmachern", „Drückebergern" und „Hörern von Fremdsendern". Außerdem bewachte die Polizei bis zum Einmarsch der US-Armee die Lager der Zwangsarbeiter, die zur Arbeit in den Rüstungsbetrieben verschleppt worden waren. Der letzte Gauleiter versuchte im April 1945, mit einem Pass auf den Namen „Selig" abzutauchen. Das Präsidium 1945: Ein Flügel war durch Bombentreffer total zerstört, zwei weitere waren schwer beschädigt.