Essen. . In der vergangenen Woche forderten Politiker eine Interessengemeinschaft Baldeneysee. Nun steigt die Weiße Flotte in die Qualitätsdebatte mit ein. Sie will, nach dem Beispiel des Kemnader Sees in Bochum, ein Seemanagement etablieren.

Die Freunde des Baldeneysees formieren sich. In der vergangenen Woche hatten sich bereits Grünen-Fraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger und ihr CDU-Amtskollege Thomas Kufen für eine Interessengemeinschaft Baldeneysee eingesetzt. Nun äußert der Geschäftsführer der Weißen Flotte Baldeney, Franz-Josef Ewers, Sympathie für den Vorschlag: „Es wäre sinnvoll, ein Seemanagement wie am Kemnader See zu haben, das sowohl das Angebot als auch die Veranstaltungen bündelt, eine gemeinsame Vermarktung koordiniert und vor allem Kümmerer ist.“

Die Weiße Flotte habe diesen Vorschlag bereits in einem Strategiepapier im Jahr 2008 formuliert, als der 75. Geburtstag des Baldeneysees gefeiert wurde. Leider hätten die Betreiber der am See ansässigen Lokale damals verhalten reagiert: „Von einem Dutzend eingeladener Gastronomen kamen nur zwei zu einem Termin“, bedauert Ewers. Danach sei das Projekt auch wegen der Vorbereitungen auf die Kulturhauptstadtjahr eingeschlafen. Durch die aktuelle Diskussion über das beliebteste Gewässer der Stadt fühlt sich Ewers zu einem neuen Vorstoß in puncto See-Management ermutigt und will nun alle Beteiligten an einen Tisch holen.

Eine unterbewertete Aktie

Kufen hatte den See eine unterbewertete Aktie genannt, Schmutzler-Jäger hatte gefordert, alle Anrainer müssten eine gemeinsame Zielsetzung für den See entwickeln. So sieht es auch Ewers: Es gebe zum Glück zahlreiche „Wächter des Sees“, die Sicherheit, Landschafts- und Naturschutz im Blick haben, was noch fehle sei ein Ansprechpartner für alle, die neue Pläne am oder auf dem See haben. Gäbe es ein Seemanagement, müsste sich nicht jeder einzelne den Weg durch den Genehmigungsdschungel bahnen.

Lichtkunst am Baldeneysee

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    Für Ewers selbst ist derlei Tagesgeschäft, und so hat der Geschäftsführer der Weißen Flotte jetzt einige Projekte auf den Weg gebracht. Zum einen soll sich sein Hafen, der ziemlich abgeschottet ist, noch im Sommer für Ausflügler öffnen. „Wir wollen eine Landzunge als Ruhezone freigeben und dort Liege- und Sitzmöglichkeiten schaffen.“ Die Anträge bei der Unteren Landschaftsbehörde und bei der Bezirksregierung seien gestellt. Das baumbestandene Fleckchen, das derzeit nur von Schwänen genutzt wird, soll seinen idyllischen Charakter nicht verlieren. „Wir wollen keine Bespaßung, sondern zum Verweilen einladen - und eine neue Blickachse auf den Förderturm von Carl Funke freigeben.“

    Teehaus könnte umziehen

    Schon gibt es Gerüchte, das nebenan im Hafen liegende Teehaus könne vor der Landzunge vor Anker gehen und das Ensemble ergänzen. Die schwimmende Insel gehörte zum Ruhratoll und steht wie auch die Kabakov-Insel und das U-Boot zum Verkauf.

    Ewers will sich dazu nichts entlocken lassen, spricht lieber über sein zweites Projekt, den Regattaturm am gegenüberliegenden Ufer. „Der Turm ließe sich für eine Aussichtsplattform öffnen, was neue Panoramablicke eröffnen würde.“ Zwar hätten einige Behörden mitzureden, aber auch hier sei er zuversichtlich.

    Ohnehin glaubt Ewers an die Strahlkraft des Sees, „nur einige Stellen könnten besser ausgeleuchtet werden“. So ärgert ihn der Zustand am Anleger Baldeney, wo die Passagiere der Weißen Flotte auf einen Bauzaun, die Seeterrassen-Ruine auf dem Gelände von Schloss Baldeney und die verfallende „Baldeneyer Fähre“ treffen. Nach dem Verkauf des Schlosses hoffe er auf erste Verbesserungen: „Ein so prominentes Ufergrundstück sollte man doch in Schuss halten.“