Essen. .
Die jüdische Kultusgemeinde in Essen ist schockiert: Rund 30 Grabsteine sind in der Nacht zu Donnerstag mit rechtsradikalen Symbolen beschmiert worden. Einen so massiven Angriff habe die Gemeinde in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt.
Entsetzen in der jüdischen Kultusgemeinde: In der Nacht zu Donnerstag sind rund 30 Grabsteine des jüdischen Friedhofs an der Schulzstraße mit rechtsradikalen NS-Symbolen wie SS-Runen und Hakenkreuzen beschmiert worden. „Einen so massiven Angriff hat es in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben“, sagte Vorsitzender Hans-Hermann Byron. Am Donnerstagmorgen waren die in gelber Farbe gesprühten Zeichen entdeckt worden. Wenig später nahm der Staatsschutz den Tatort in Augenschein.
Byron vermutet einen Zusammenhang mit dem Geburtsdatum Adolf Hitlers, dem 20. April. Bei den betroffenen Grabsteinen handelt es sich um sehr alte Denkmäler, die nach der Zerstörung des jüdischen Friedhofs in der Innenstadt an die Schulzstraße umgesetzt wurden. Da die Steine keine polierten Oberflächen haben, fürchtet Byron eine besonders aufwändige Reinigung. „Es wird immer wieder passieren. In der Vergangenheit wurde häufiger die äußere Friedhofsmauer besprüht. Dass nun auch Grabsteine geschändet werden, ist erschreckend“, sagte Byron.
Auch die Essener Verwaltung zeigte sich bestürzt. "Die offensichtlich rechtsradikalen Täter versuchen mit solchen zerstörerischen Aktionen das friedliche Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen zu zerstören. Das dürfen wir nicht zulassen", sagte Oberbürgermeister Reinhard Paß. Sein Mitgefühl gelte den Angehörigen und den Mitgliedern der jüdischen Kultusgemeinde.
Die Gemeinde, der in Essen 931 Mitglieder angehören, feiert seit dem 19. April eines ihrer höchsten Feste, das Pessach. Damit wird der Auszug der Israeliten aus Ägypten gefeiert, also die Befreiung aus der Sklaverei. „Wir wollen uns dieses hohe Fest von dem Vorfall nicht vermiesen lassen“, so Byron. Trotz des Feiertages sollen die Schmierereien möglichst schnell entfernt werden, sobald der Staatsschutz das betroffene Gelände freigegeben hat.
Die jüdische Gemeinde hat Anzeige gegen unbekannt gestellt. Die Täter erwarten vermutlich Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Nach Angaben von Polizeisprecherin Tanja Horn hat es in den vergangenen Wochen kein verstärktes Aufkommen rechtsradikaler Symbole in Essen gegeben. „Wir verschaffen uns derzeit noch einen Überblick. Fast 30 beschädigte Grabsteine sind allerdings eine neue Dimension“, sagte Horn. Zeugen werden gebeten, sich unter 0201 / 8290 zu melden.