Essen-Werden. Ein volles Jahrzehnt dauert der Kampf um die Grüne Harfe, den sich die im Jahre 2001 gegründete Bürgerinitiative zum Erhalt der Grünflächen im Essener Süden auf die Fahnen geschrieben hat.

Am kommenden Donnerstag, 14. April, wird nun zur letzten Auflage des Runden Tisches in die Domstuben geladen, wo zwischen Stadtverwaltung, Investor Thyssen-Krupp und der Werdener Bürgerschaft um einen Kompromiss zwischen verschiedenen Interessenlagen gerungen werden wird. Ob er zustande kommt und dem Stadtrat als Entscheidungsgrundlage dienen kann, ist aber fraglich.

Im Vorfeld zu der kommenden Sitzung hatte die BI in der vergangenen Woche noch einmal alle Bürger zwecks Rundum-Information geladen. Der große Saal war mit rund 100 Besuchern gefüllt, als Michael Happe die Ergebnisse des von ihm an bislang fünf Abenden geleiteten Moderationsverfahrens präsentierte. „Die BI hat sich von 0 auf 70 Wohneinheiten für die Grüne Harfe herauf bewegt, der Eigentümer hat von ursprünglich 140 auf 100 bis 120 herunter geschaltet – da ist noch immer eine Lücke.“ Diese habe sich auch nach intensiven Anschlussgesprächen mit allen drei Seiten nicht schließen lassen.

Das konkrete Anliegen der BI formulierte im Anschluss Ludger Hicking, der die Empfehlung des Moderators inklusive der ergänzenden Punkte der BI als Grundlagen für die Beschlussfassung im Rat deklarierte. Wichtigster Punkt: „Erst wenn ein neues Verkehrskonzept realisiert ist, darf es an die Einleitung eines Bauleitverfahrens für die Grüne Harfe gehen.“

Gutachten als Basis

Neben einer Reduzierung des Verkehrs im Ortskern um 25 Prozent, die auf Basis eines bis Ende 2011 zu erstellenden Gesamtverkehrsgutachtens geschehen solle, verlangt die BI einen konkreten Nachweis darüber, dass eine weitere Bebauung Heidhausens überhaupt erforderlich ist. „Dazu muss ein weiteres unabhängiges Gutachten erstellt werden“, so Hicking weiter. „Sollte kein städtebaulicher Bedarf nachgewiesen werden, ist das Vorhaben Grüne Harfe zurückzuweisen.“

Als Maximalbebauung sehen die Grün-Schützer besagte 70 Einfamilienhäuser mit höchstens zwei Vollgeschossen für das Areal vor, wobei zugleich mehr als 40 Prozent der Fläche erst gar nicht versiegelt werden dürfe.

Aus Bürgerreihen kamen daraufhin mehrere wichtige Anregungen. Noch verschärfen könnte sich die Verkehrssituation auf der B224 durch den Bau eines auf 18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche ausgelegten Einkaufszentrums beim Velberter Forum Niederberg, weshalb bei der Verkehrsanalyse in jedem Falle auch die Situation in der Nachbarstadt einbezogen werden müsse. Angesprochen wurde auch das Normenkontrollverfahren als rechtliche Handhabe, die man gegen die Bauleitplanung ins Feld führen könne. Ein Bürger erklärte sich spontan bereit, einen Teil der Kosten eines solchen Verfahrens zu übernehmen.

Eine weitere Warnung aus Bürgerkreisen formulierte Christoph Fleischer. Es gelte vor allem, rechtlich sicherzustellen, dass sich nach dem Bau von 70 Wohneinheiten nicht nach ein paar Jahren ein Schlupfloch auftue, durch welches der Investor in einer Folgebaumaßnahme die zweite Hälfte der zunächst geplanten Wohnungen auf der Grünen Harfe realisieren könne.