Der Eklat am Bredeneyer Grashof-Gymnasium hat eine Debatte um die Qualität so genannter „Abi-Scherze” ausgelöst.
Wie am Donnerstag berichtet, hatten Grashof-Lehrer den Abi-Ball und die Zeugnisvergabe boykottiert, nachdem Abiturienten den Ballermann-Sänger Mickie Krause („Zehn nackte Frisösen”) für ein Gastspiel engagiert hatten.
Doris Mause, Leiterin des Carl-Humann-Gymnasiums in Steele, begrüßt Abi-Scherze dann, „wenn andere Schüler etwas davon haben” – in Form von heiteren Spielen oder Darstellungen. Sie selbst habe 1984 ihren Abi-Tag auf einem Traktor-Anhänger verbracht: „Da haben wir Kamelle geworfen.” Am Rüttenscheider Helmholtz-Gymnasium hat es in diesem Jahr keinen Scherz gegeben: „Es gab die Motto-Woche an den letzten Schultagen, das hat den Schülern genügt”, berichtet Schulleiterin Beate Zilles. Bei der „Motto-Woche” vor den Osterferien kommen die Schüler täglich neu verkleidet in die Schule. Auch das hat schon mancherorts zu Problemen geführt.
Beate Zilles ist seit 30 Jahren im Schuldienst und erinnert sich lediglich an einen unangenehmen Vorfall – vor etwa 15 Jahren: „Da gab es diffamierende Berichterstattung in der Abi-Zeitung.” Ihr eigenes Abitur 1971 an der BMV-Schule sei ohne ausgelassene Feiern verlaufen, „mit so etwas hatten wir damals nichts am Hut.”
Ähnliches berichtet Gabriele von Heymann, Leiterin des Gymnasiums Überruhr: „1973 war man cool, da stand man drüber, da hat man nur sein Zeugnis im Sekretariat abgeholt.” In diesem Jahr seien die Abi-Feierlichkeiten an ihrer Schule besonders harmonisch und friedlich abgelaufen – mit einem selbst gedrehten Film der Schüler und mit Spielen auf dem Schulhof.
Das Gastspiel eines Stimmungssängers, der bekannt ist für vulgären Liedzeilen, halten viele für kritisch: „Das nimmt Formen an, die nicht gut sind”, sagt eine Schulleiterin. Und manche beobachten seit Jahren: „Auf Alkohol muss man immer stärker ein Auge haben.” Verständnis für die Grashof-Lehrer, die ihr Missfallen deutlich zum Ausdruck gebracht haben, äußert Ursula Alsleben, Leiterin des Gymnasiums Borbeck: „Da hat man die Schüler manchmal mit viel Mühe zum Abitur gebracht, und dann das. Da kann man schon enttäuscht sein.”