Essen-Heidhausen. .

Vier Dinge braucht es zum Discdogging: den Menschen, den Hund, die Wiese und die Scheibe - Zutaten, die zu einer anspruchsvollen Sportart für Vier- und Zweibeiner gehören.

Seit sieben Jahren beschäftigen sich Nicola Karpinski und Mischling Jonny mit dem „Hunde-Frisbee“. Im Internet stieß die 21-jährige Heidhauserin durch Zufall auf eine Seite zu diesem Thema, nahm gemeinsam mit dem spanischen Mischling an einem Training teil. Mittlerweile ist das Duo erfolgreich bei Turnieren und Meisterschaften und gehört zum Showteam einer Fachmarktkette für Heimtierbedarf.

Jonny ist an diesem Morgen allerdings nicht so gut drauf. Er hat Trainingssperre. Nach einer Verletzung und einer OP an seiner linken Pfote ist seit zwei Monaten Schonung angesagt. „Jonny ist ein Temperamentbündel, und er liebt das Training sehr“, sagt Nicola Karpinski. Zuschauen allein geht gar nicht, „er will beschäftigt werden“. Kopfarbeit ist also angesagt. Denn Jonny ist nicht nur ein Meister des Discdogging, sondern auch Trickdogging-Experte. „Wir nutzen die Zeit, in der er sich nicht viel bewegen darf, sehr intensiv. Mittlerweile beherrscht er schon 60 Tricks, kann zum Beispiel Reißverschlüsse öffnen und kleine Plastikflaschen in die Getränkekiste stellen.“

Frisbee für den Hund

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    Für Jonny zwar eine nette Beschäftigigung, aber eigentlich möchte er lieber mit der Scheibe auf die Wiese. Nicola Karpinski wohnt an der Barkhovenhöhe. Sie braucht nur die Tür zur Terrasse zu öffnen, wenige Meter durch den Garten zu gehen - und schon steht sie auf einer großen Wiese. Ein Teil ist frisch gemäht, geradezu perfekt zum Training. Perfekt für ihre Freundin Melanie Picciallo und ihren siebenjährigen Schäferhundmischling Luke. Der ist fit - und heiß wie Frittenfett aufs Discdogging. Unruhig läuft er hin und her, weiß, dass es gleich losgeht...
    Und nun? Einfach nur die Scheibe schmeißen und der Hund läuft hinterher? So einfach ist das nicht. Nicola Karpinski erklärt: „Es gibt grenzenlos viele Würfe und Tricks, und die fordern den Menschen und vor allem den Hund. Aus diesem Grund dauert bei Meisterschaften und Turnieren eine Kür auch nur zwei Minuten - danach ist zumindest der Hund völlig geschafft und braucht dringend eine Pause.“ Nicola Karpinski ist es ganz wichtig, „dass Discdogging definitiv nichts für Laien ist. Wer falsch oder zu lang trainiert, riskiert gefährliche Folgeschäden beim Hund.“ Wichtig sei aber auch, dass man nur mit den speziellen Hundescheiben arbeite, denn „die müssen flexibel sein, dürfen nicht zersplittern, der Rand der Scheibe muss abgerundet sein und darf auch keine Kanten aufweisen“.

    Luke macht gerade Pause, Melanie Picciallo füllt einen Napf mit frischem Wasser. „Der würde auch weitermachen und irgendwann umfallen“, mahnt Nicola Karpinski. Für Hunde ist Discdogging ein Spiel, die reine Freude. „Wir achten auch darauf, dass die Sprünge möglichst tief gehalten werden, damit die Gelenke des Hunde nicht zu sehr belastet werden“, sagt die Trainerin. Ausgewachsen sollten die Vierbeiner schon sein, wenn man mit dem Discdogging beginnt - „anderthalb Jahre mindestens, denn dann ist das Knochenwachstum abgeschlossen“, sagt sie. Je leichter der Hund, umso besser, und auch wer einen Mini-Fiffi zu Hause hat, kann’s mit der Scheibe probieren, denn „die gibt es in verschiedenen Größen. Nach oben gibt es keine Grenzen. Nicola Karpinski: „Es gibt in Deutschland einen Hund, der ist elf Jahre alt und nimmt immer noch an Turnieren teil. Im vergangenen Jahr hat er noch gewonnen.“

    Luke hat mittlerweile keine Lust mehr auf Pause. Jetzt nimmt sich Nicola Karpinski die orangefarbene Scheibe und setzt zum Wurf an.

    Hinter der großen Glasscheibe der Terrassentür sitzt Jonny und schaut zu. Man sollte Tiere ja nicht vermenschlichen, aber wenn jemals ein Hund neidisch geschaut hat, dann Jonny - in genau diesem Moment.