Essen-Kettwig. Eins vorweg: Entschieden ist noch gar nichts! Noch nicht einmal, wann sich der Rat der Stadt Essen mit der Frage beschäftigt, ob Bürgerämter in Nebenzentren aufgegeben werden sollten. Dennoch liegt der Bezirksvertretung ein Antrag der Fraktionen SPD, Grüne und des Linke-Vertreters Gerald Janke vor. Die BV möge sich für den Erhalt des Standorts Kettwig aussprechen, fordert das Papier. Gleichzeitig appellieren die Unterzeichner an den Rat. Dieses Bürgeramt möge aus den Sparüberlegungen bitte ausgeklammert werden.
Der Vorschlag, Bürgerämter zu schließen, geht aus der Aktion „Essen kriegt die Kurve“ hervor. Im Internet hatten Essener Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung geäußert. „Diese Art der Bürgerbeteiligung ist vorbildlich“, lobt Daniel Behmenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BV IX. „Und es zeugt auch von Respekt, dass sich der Rat ernsthaft mit diesen Vorschlägen beschäftigen wird.“
Nun kommt das Aber: „Wir halten es unbedingt für richtig und notwendig, bereits im Vorfeld der Diskussion einzelne Punkte auszuschließen.“
Das gelte in besonderem Maße für die Verwaltungsstelle am Bürgermeister-Fiedler-Platz. Zwei wesentliche Gründe nennen die Antragsteller: Die räumliche Ausdehnung (der Bezirk IX ist mit Abstand Essens flächenmäßig größter) sowie die Bevölkerungsstruktur. Älteren, womöglich in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen sei der weite Weg in den Gildehof nach Essen-Mitte schlicht nicht zuzumuten.
Fahrt zum Gildehof für Senioren unzumutbar
Mit dem öffentlichen Personennahverkehr schon gleich überhaupt nicht (siehe Kasten auf dieser Seite).
Bislang verfügt (noch) jeder der neun Essener Stadtbezirke über eine zentrale Anlaufstelle für Dienstleistungen des Meldewesens. Zudem konzentriert die Stadt seit einiger Zeit ihre Angebote der Seniorenberatung in diesen Zentren.
Daniel Behmenburg sieht durchaus Einsparpotenzial. „Rüttenscheid zum Beispiel bietet viel vernünftigere Verkehrsanbindungen in die Stadtmitte. Über diesen Standort kann man diskutieren“, meint der SPD-Politiker. Doch Essens südlichsten mit dem zentrumsnahen Stadtteil in einen Topf zu werfen sei einfach unfair.
Zuletzt hatte die Befürchtung, das Kettwiger Bürgeramt stehe vor dem Aus, 2007 für Unmut und Besorgnis gesorgt. Die SPD hatte damals am Einsparpotenzial gezweifelt. Schließlich gehört das Rathaus zum Immobilienbestand der Stadt.