Essen. 116 Japaner leben in Essen. Nach dem Erdbeben der Stärke 8,9 bangen sie um Freunde und Verwandte in der Heimat. Auch das Institut für Ostasien-Studien an der Uni Duisburg-Essen ist in Sorge: Momentan besteht kein Mail-Kontakt in die Region um Sendai.
Ein Postbote klingelt Freitag Morgen an der Haustür der gebürtigen Japanerin Kaori Azuma-Dicke (37), die seit zwei Jahren mit ihrer Familie in Überruhr lebt. Ein Paket aus Japan ist angekommen; losgeschickt, als noch kein Tsunami die Küsten überrollt hatte. „Japan ist komisch gerade“, erklärt der kleine Sohn von Kaori dem Postboten atemlos, „alles ist kaputt.“
Anfangs noch relativ gefasst
Seine Mutter war anfangs noch relativ gefasst, als sie früh morgens im Internet von einem Erdbeben in ihrem Heimatland las. „Das passiert bei uns in Japan häufig.“ Sie versuchte, ihre Eltern anzurufen, die mehr als sechs Autostunden vom Epizenturm des Bebens entfernt wohnen – und erreichte niemanden. Sie wurde nervöser. „Ich realisierte: Das ist anders als sonst.“ Erst mehrere Stunden und Versuche später erreichte sie ihre Eltern. „Es geht ihnen gut, obwohl sie in Küstennähe wohnen.“
Sie sei „sehr traurig“, wenn sie die Ausmaße der Katastrophe im japanischen Sender NHK World verfolge, sagt sie auf Englisch. Sie meint, ihr Deutsch sei noch zu brüchig. Die Liebe führte sie aus der Stadt Matsusaka ins Ruhrgebiet. Ihr Mann, Abteilungsleiter beim Energieversorger Eon, war auf Dienstreise, als er seine heutige Frau kennenlernte.
Kein Mail-Kontakt nach Sendai
Ein Freund ihres Großvaters sei Fischer. Sein großes Schiff – gewissermaßen seine Existenz – sei einfach weggespült worden, berichtet Azuma-Dicke. „Ich hoffe wirklich, es gibt nicht so viele Tote.“ Ihre japanische Verwandtschaft führt in sechster Generation eine Baufirma. „Unser Haus steht auf einem Hügel und hat, wie viele Häuser dort, eine spezielle Architektur, die vor Erdbeben schützt und sicher ist wie ein Lego-Haus.“ Aus einfachen Steinen dürften dort keine Gebäude sein.
Unterdessen meldet das Institut für Ostasien-Studien an der Uni Duisburg-Essen, dass Studenten, Freunde und Mitarbeiter, die sich derzeit in Tokio aufhalten, unversehrt seien. Allerdings gebe es keinen Mail-Kontakt mehr in die Region um Sendai. Das Institut ist in tiefer Sorge.