Essen-Werden. Die Bollerwagen haben seit vier Tagen zum ersten Mal in ihrer 31jährigen Laufbahn einen Zugleiter: Erich Reich. Als solcher hat er, alter rheinischer Tradition entsprechend, Anspruch auf einen eigenen Zugwagen. Die Sache hat nur einen Haken: Er passt nicht in die lütten Bollerwagen!

Schade, denn es wäre ein Knüller gewesen - auf Neudeutsch Highlight für die rund 5000 Zuschauer, die sich am Sonntag in drei Straßen und auf einen Platz quetschten, gelegentlich in Fünferreihen hintereinander.

Wie hatten die Werdener in den vergangenen drei Wochen für den Erhalt des Bollerwagen-Umzuges gekämpft (wir berichteten). Die Spuren waren noch zu sehen.

Um 10.30 Uhr teilte Ingrid Blumberg am Treffpunkt Dückerstraße ihre Mannen ein, um schnell noch krawitzige Demo-Transparente gegen friedfertige auszutauschen.

Die Polizeigewalt kam zu Zweit: Revierleiter Lutz Manthey und sein Kollege Horst Richter, richtig schick in narzissen-gelben Uniformjacken. Wir wollten gern mit ihnen über behördliche Genehmigungen an sich sprechen.

Der Polizei ein Helau

Aber sie lachten: „Nach Paragraph 29-dingenskirchen hätte dieser Zug schon seit 1979 Genehmigungen haben müssen.“ Und da hat die Polizei immer mitgemacht??? Auf diese Beamten ein dreifach kräftiges Helau!!!

Nun formierten sich, angeführt von Monika Reich-Püttmann im Altweiber-Kostüm und Ferdy Grimmelt in frisch gereinigter Old-Polizei-Uniform, die toll geschmückten Bollerwagen – ja, wie viele waren es denn nun insgesamt? Also mit Kinderwagen mindestens zwei Dutzend. Wer will denn in dem Gewühl mit Scharen von lustig kostümierten Kindern zählen? Die Jüngsten der Narretei waren (nach Schätzung) die acht Monate junge Angelina als „Leopard“ und Wagen-Nachbarin Celine (2) als „Einhorn“.

Für die Feuerwehr war auch Nachwuchs da: Jan (2) in FF-Montur. Papa Jens hielt in Mönchskutte die alte Werdener Benediktiner-Tradition am Leben. Schwiegervater Stephan informierte uns: „Er nimmt es aber mit dem Zölibat nicht so genau!“

Irgendwie war der Bollerwagen-Zug auch international: In einem französischen Auto zogen sich Sven, Nicole und Jamie um und wurden zu Indios im Baströckchen. In holländischem Aufzug traten Michelle, Alexander, Tanja und André auf. Die Werdener Spielleute kamen als Clowns, Die „Ruhrperle“ (mit Standarte) sehr naturverbunden als „Robin Hood“. Es gab sogar Ordner im Ordnerkostüm: Günter Breuer hatte wenig zu ordnen - „wie immer“.

„Schlumpf“ Franz Friese von den Fischlaker Narren meinte: „Mannomann, hoffentlich gibt es nicht wieder Ärger mit der Gema, die wollen ja ständig mehr Geld!“ Einmal seien sie „in die Galasitzung gekommen und kontrollierten die Quittungen“. Gesang sei nicht umsonst.

Das DRK war mit sechs Helfern und einem Rettungswagen im Einsatz. Thomas Schmiegelt: „Ohne Kamelle, aber mit viel Pflaster“.

Peter Gabka von der KG Lindenbeck lobte den Petrus und das gute Wetter: „Wir hatten ja auch schon mal minus 15 Grad, und da fror uns das Bier auf dem Bollerwagen ein“. Dieses Jahr kein Gedanke an so was: Auf dem Rathausplatz gab es Erbsensuppe und fröhliche Ansprachen vom großen und kleinen Prinzenpaar sowie einen Werdener Schlager: „Grawestroot“, vorgesungen von den Akkord-Malochern.

So schön war’s noch nie

Da meinte doch glatt eine Besucherin beim Abschied: „So schön war es eigentlich noch nie...“

Noch ein Wort zu Genehmigungen: Erich Reich hat als engagierter Bürger für dien Bollerwagenumzug für die nächsten drei Jahre „die Veranstalter-Haftpflicht für Brauchtums-Veranstaltungen“ übernommen. Damit Vorschriften nicht die Genehmigung blockieren.