WAZ-Leser legen den Grundstein für das neue Lernhaus des Kinderschutzbundes. Sie spendeten 20 000 Euro.

Die gute Nachricht zuerst: Der Kinderschutzbund wird in wenigen Wochen mit den Arbeiten am neuen „Lernhaus für Kinder“ in Altenessen beginnen. Das teilte der stellvertretende Vorsitzende des Kinderschutzbundes Essen, Ulrich Spie, jetzt mit.

Die WAZ hatte seit Herbst 2010 für das Projekt „Lernen wie man lernt“ getrommelt. Hier nämlich bekommen Kinder Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen und Freizeitangebote, die ihnen in ihren Elternhäusern fehlen. Mit messbarem Erfolg. „In mehr als zehn Jahren haben wir vielen Kindern eine Perspektive gegeben“, sagt Spie. „Darunter waren angebliche Schulversager, die später Abi machten.“

Aktuell profitieren gut 450 Schüler in der Stadt von dem Programm, doch am Standort Altenessen verrotten die alten Pavillons. Der Kinderschutzbund hatte daher beschlossen, ein ehemaliges Schulgebäude am selben Standort zu sanieren und zum „Lernhaus für Kinder“ umzugestalten. In der Idealversion sollte das Haus „Lernen wie man lernt“ aufnehmen und dazu Sprachkurse anbieten, Elternarbeit leisten, eine Kita beherbergen.

Wir bekennen Farbe

Obwohl es Finanzierungszusagen und eine Großspende gab, hätte man noch Spenden von 375 000 Euro einwerben müssen, um das Projekt in dieser Form stemmen zu können. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat die WAZ in einer ausführlichen Serie über „Lernen wie man lernt“ berichtet - und Sie, liebe Leser, um Spenden gebeten. Nun haben wir mit dem Kinderschutzbund eine Zwischenbilanz gezogen: 20 000 Euro sind bisher eingegangen.

Das liegt natürlich weit unter der angepeilten Summe und bestätigt, was der Kinderschutzbund schon seit einer Weile mit Sorge beobachtet: Das Spendenaufkommen geht massiv zurück, viele Bürger müssen selbst extrem knapp kalkulieren. „Umso mehr freut mich, dass sehr viele Spenden von 10 oder 20 Euro eingegangen sind. Mich berührt das, weil das für viele Menschen die Summen sind, die sie eben noch entbehren können.“

Anders als bei anderen Aktionen hätten diesmal die Großspenden von Unternehmen gefehlt oder die mittleren Summen, die zusammenkommen, wenn sich jemand zu Geburtstag Geld für ein Projekt seines Herzens schenken lässt. In der Vergangenheit seien so schon mal Hunderttausende aufs Spendenkonto eingegangen, sagt Spie.

Vor allem danken Kinderschutzbund und WAZ all denjenigen, die das Projekt mit ihrer Spende tatkräftig unterstützt haben. Trotz der erheblichen Finanzierungslücke soll ihr Einsatz nicht vergeblich gewesen sein. Wie sagt Spie: „Nun müssen auch wir Farbe bekennen und loslegen.“

Konkret heißt das, dass das Lernhaus zunächst in einer abgespeckten Version entstehen wird. Die Qualitätsstandards werden nicht zu hoch angesetzt und statt drei Etagen werden vorerst nur zwei saniert. Schon um das zu ermöglichen, wird der Kinderschutzbund einen Kredit aufnehmen müssen. „Eins ist klar: ,Lernen wie man lernt’ muss raus aus den Pavillons. Nach den Sommerferien sollen die Schüler ins neue Haus umziehen können“, verspricht Spie. Das Genehmigungsverfahren stehe vor dem Abschluss, in den nächsten Wochen wolle man beginnen, das Haus zu entkernen.

Spie hofft, dass auf lange Sicht nicht nur das Projekt wächst, sondern seine Bedeutung allgemein anerkannt wird. „Lernen wie man lernt“ und die benachbarte Kita „Arche“ des Kinderschutzbundes liegen unweit des Bahnhofs Altenessen und betreuen viele Kinder mit ausländischen Wurzeln und aus armen Elternhäusern. „Die Gesellschaft muss entscheiden: Subventionieren wir gescheiterte Karrieren, indem wir soziale Probleme mit ordnungsrechtlichen Mitteln angehen? Oder handeln wir früh und bilden die Kinder so aus, dass sie später nicht zu Sozialfällen oder gar kriminell werden.“