Essen. . Die Stadt Essen will die Messe nicht fallen lassen. Eine Bürgschaft über 100 Millionen Euro sollen der Tochtergesellschaft den finanziellen Spielraum für einen Ausbau schaffen. Der wird auch einen Eingriff in den Grugapark bedeuten.

Wer dieser Tage bei herrlichem Sonnenschein den Grugapark besuchte, der konnte den Eindruck gewinnen, die Messe-Erweiterung sei bereits in vollem Gange. Aber gemach: Die Handwerker vor der Messe Ost schraubten nur an einem Pavillon für die bevorstehende „Equitana“ herum. Dass aber schon bald auch schweres Baugerät an der Norbertstraße vorfahren wird, darf als sicher gelten. Oberbürgermeister Reinhard Paß legte am Mittag vor der Presse ein eindeutiges Bekenntnis zur Messe ab. 480 Millionen Euro Umsatz, ein Steueraufkommen von 127 Millionen Euro und 3500 Arbeitsplätze allein Essen seien nicht „zum Nulltarif“ zu haben. Die Stadt wird die Messe also nicht im Regen stehen lassen. Eine Bürgschaft über 100 Millionen Euro sollen der städtischen Tochtergesellschaft Kredite ermöglichen und finanziellen Spielraum schaffen für Investitionen, die laut Messe-Geschäftsführer Frank Thorwirth längst überfällig sind, um im Wettbewerb bestehen zu können. „Wir sind Top in der 2. Liga“, so Thorwirth. Diesen Platz will die Messe als „Top-Nischen-Player“ mit modernen Ausstellungsflächen verteidigen.

Entscheidung vor der Osterpause

Vor der Presse informierte Paß die Ratsfraktionen über den von ihm favorisierten Kurs. Eine Mehrheit wird den Weg mitgehen. Auch wenn das angeschlagene Tempo selbst Befürwortern allzu forsch erscheint. Eine Entscheidung im Rat soll deshalb nicht wie vorgesehen am 23. März fallen, sondern „vor der Osterpause“. Aus gutem Grund: Der geplante Ausbau der Messe wird, wie berichtet, einen Eingriff in den Grugapark bedeuten. Schon 2008, als ein Messe-Ausbau in Rede stand, machten Gegner aus Sorge um den Park erfolgreich mobil. Gestern wurde von grüner Seite bereits der Ruf nach „Alternativ-Konzepten“ laut.

So bemühte sich Messe-Chef Thorwirth das Feuer auszutreten, bevor der Protest entflammt. Nein, die alten Ausbau-Pläne würden keinesfalls aus der Schublade hervorgeholt. Man beschränke sich auf „das absolut Notwendige“, einen Schönheitswettbewerb werde es nicht geben.

Absolut notwendig sind aus Sicht der Messe Abriss und Neubau der fürs Geschäft unattraktiven Doppelstockhallen 8 und 9. Statt bis zu 30 Meter, wie noch 2008 vorgesehen, soll der Neubau 8,50 Meter tief in den Park eingreifen. Die Halle 4 würde entkernt, das Foyer der Grugahalle um 1000 Quadratmeter erweitert. Thorwirth nennt den Ausbau „quadratisch, praktisch, gut“. Ob er Kritikern die Pläne damit schmackhaft machen kann, darf bezweifelt werden. Denn auch an anderer Stelle will die Messe Boden gut machen auf Kosten des Grugaparks. Der Parkplatz P 7 unweit des Blumenhofs soll mit einer neuen Halle überbaut werden. Da der Neubau logistisch erschlossen werden muss, geht der Eingriff über die Grugabahntrasse nebst Bahnhof hinaus; beides müsste verlegt werden.

Ersatz für die verlorene Fläche im Grugapark

Summa summarum gehen dem Grugapark 6000 Quadratmeter Fläche und eine nicht benannte Zahl an Bäumen verloren. Für den Eingriff werde an anderer Stelle Ersatz geschaffen, so die für den Grugapark zuständige Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob. Sowohl das Gartenbauzentrum am Külshammerweg als auch der Botanische Garten der Universität sollen dem Park zugeschlagen werden. Beide liegen bislang außerhalb der Umzäunung. Der Zaun würde versetzt. Auch finanziell soll „Grün und Gruga“ für den Eingriff entschädigt werden. In Rede steht ein Betrag von 5,1 Millionen Euro.

In den kommen zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren will die Messe den Ausbau realisieren. Denn 2013 steht eine „Weltmesse“ an. Wie treffend: Es ist die „Schweißen und Schneide“.