Das Sekten-Info NRW stellt fest, dass der Esoterik-Markt boomt. Ein 15-jähriger Schüler wurde bei einer Teufelsaustreibung verletzt.

„Immer dann, wenn Menschen sich besonders hilflos fühlen, wenden sie sich dem Übersinnlichen zu. Angst vor der Zukunft, die Instabilität von Beziehungen und ein steigendes Misstrauen gegenüber den althergebrachten Ratgebern wie Schulmedizin, Wissenschaft und Kirche lassen die Menschen nach Alternativen suchen.” Das konstatiert Sabine Riede, Geschäftsführerin des in Essen ansässigen Vereins Sekten-Info NRW.

Ihr fünfköpfiges Beratungsteam hatte folglich auch 2008 alle Hände voll zu tun. Es gab 1327 Anfragen, aber vor allem 202 828 Besucher auf der Internetseite des Vereins.

Esoterik-Markt verspricht Haltsuchenden schnelle Hilfe

Der Esoterik-Markt habe die Zeichen der Zeit erkannt und verspreche schnelle Hilfe, einfache Lösungen und Traumwelten. Die Betroffenen suchten Halt und bemerkten nicht, dass sie schnell in eine mentale Abhängigkeit geraten. Alle drei Bereiche der Esoterik boomen nach ihren Angaben derzeit. Bei Geistheilung, Lebenshilfe und Zukunftsvorhersagen würden in Einzelfällen den Betroffenen auch schon einmal 30 000 Euro verlorengehen. Die Geschäftsführerin verweist auf eine Umfrage der Wickert-Institute, wonach 65 Prozent der Deutschen den Fähigkeiten der Geistheiler vertrauten und dafür jährlich fünf Milliarden Euro ausgeben. Ihr Appell ist eindeutig: „Ein Geistheiler ersetzt keinen Arztbesuch. Wenn überhaupt, kann das nur ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt werden.” Oft gebe es auch Nebenwirkungen von Medikamenten, zum Beispiel eine erhebliche Gewichtszunahme.

Sekten-Info wünscht sich, mit Blick auf die Geistheiler, mehr Unterstzützung von den Gewerbeaufsichtsämtern und, mit Blick auf die Scientology-Organisation, mehr Rückenwind von den Industrie- und Handelskammern. Denn Firmeninhaber, die Scientologen seien, nutzten ihren Einfluss, um am Arbeitsplatz die eigenen Mitarbeiter zu „missionieren”. Wörtlich heißt es dazu: „Sieben Firmen in NRW sind uns bekannt, die ihre Macht am Arbeitsplatz missbrauchen.” Da müssten Lizenzen entzogen werden.

Deutlich rückläufig sei der Bereich Satanismus/Okkultismus. Hier mache sich die Präventionsarbeit mit Schulen bemerkbar: „Die Wirkweise des Gläserrückens oder des Pendelns können viele Schüler inzwischen erklären, und damit verlieren diese Praktiken ihren Reiz.” Ein 15-jähriger Essener Gesamtschüler ist im letzten Sommer bei einer Teufelsaustreibung missbraucht worden. Seine Eltern, die einer streng christlich-fundamentalistischen Gemeinde angehören, hätten eingewilligt, dass er nach Gottesdiensten geprügelt worden sei. Dabei habe er sich Rückenverletzungen zugezogen.

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