Essen. Die Stadt kann den wachsenden Bedarf an Kinder-Betreuungsplätzen nur unzureichend decken. Obwohl ihre Zahl insgesamt leicht ansteigt, fehlen mindestens 1500 Plätze, für die kein Geld da ist. Bis 2016 sollen die Versorgungsquoten angehoben werden.

Die Stadt kann auch im kommenden Kindergartenjahr, das im August beginnt, dem stetig wachsenden Bedarf an Betreuungsplätzen nur unzureichend gerecht werden. Geschätzt wird, dass mindestens 1500 Plätze fehlen - doch für diese ist kein Geld da. Zwar steigt die Zahl der Betreuungsplätze leicht an. Für Kinder unter drei Jahren stehen 2808 Plätze zur Verfügung, bislang waren es 2630. Für Kinder, die älter sind als drei Jahre, steigt die Zahl von 13 914 auf 14 310 Plätze.

Auf diese Planung haben sich Stadt und Träger geeinigt; eine entsprechende Beschlussvorlage passierte in dieser Woche den Jugendhilfeausschuss. Die Versorgungsquoten steigen von 19,1 auf 20,3 Prozent (Kinder unter drei, „U3“) und von 89,6 auf 92 Prozent (Kinder ab drei Jahren). Der U3-Ausbau erfolgt weitgehend bei Tagesmüttern. Sie richten zu Hause eine Art privaten Kindergarten mit maximal fünf Kindern ein. Für viele Mütter eine echte Alternative.

Eltern von Kindern, die älter sind als drei Jahre, haben einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Derzeit hätten die Eltern von etwas weniger als 200 Kindern diesen Anspruch angemeldet, berichtet Sozialdezernent Peter Renzel. Für solche Fälle waren in der Vergangenheit individuelle Lösungen vereinbart worden.

„Eltern haben früher ihr Kind länger zu Hause gelassen"

Eltern legen zunehmend Wert auf frühkindliche Bildung – das ist neben dem Zwang zum Sparen einer der Gründe für den aktuellen Platzmangel. Was man in der Vergangenheit in den U3-Ausbau gesteckt hat (die Versorgungsquote lag im Jahr 2004 bei gerade mal 6,3 Prozent), fehlt jetzt bei den älteren Kindern. Mit Ü3-Versorgungsquoten rund um die 85 Prozent kommt man heute, wie lange in der Vergangenheit, nicht mehr hin: „Eltern haben früher ihr Kind länger zu Hause gelassen oder auf einen Platz in der Wunschkita gewartet. Das ist heute nicht mehr so“, berichtet Pfarrer Karl-Horst Junge, Vorsitzender der „AG Wohlfahrt“, dem Träger-Zusammenschluss.

Ein weiterer Grund: Die Demographie fällt weniger ins Gewicht als gedacht. Es gibt derzeit mehr Kinder, als vor Jahren prognostiziert wurde. Bis 2016 sollen die Versorgungsquoten bei älteren Kindern auf 100 Prozent, bei Kindern unter drei auf 35 Prozent angehoben werden. Das hat die Stadtspitze am 18. Januar beschlossen. „Das ist bisher nur eine Absichtserklärung“, bemerkt Ulrich Spie, Vize-Vorsitzender des Kinderschutzbundes. „Die Nagelprobe kommt erst noch.“ Denn für den Kita-Ausbau muss künftig woanders Geld weggenommen werden.