Essen. . Die Stadt sieht vorerst keine Veranlassung dafür, weitere Flüchtlingsheime für Asylsuchende aus Südosteuropa zu öffnen. Denn wider Erwarten sei die Zahl an Asylbewerbern nicht nennenswert gestiegen.

Obwohl seit Mitte Dezember 2010 auch Bürger aus Bosnien-Herzegowina und Albanien ohne Visum in die Europäische Union einreisen können, bleiben Asylsuchende aus diesen Ländern bislang aus. Die Sozialverwaltung rechnet jedoch fest damit, dass vor allem Roma-Familien darauf warten, ausreisen zu können. Offenbar verfügten sie nur noch nicht über die dafür notwendigen biometrischen Reisepässe.

Im Übergangswohnheim an der Straße Auf’m Bögel in Haarzopf wurden inzwischen 53 Asylsuchende untergebracht. Die Unterkunft an der Sartoriusstraße in Rellinghausen wird noch instand gesetzt. Die Arbeiten sollen Mitte Februar beendet sein. „Wir gehen davon aus, dass wir das Haus auch belegen werden“, sagt Hartmut Pelz vom Sozialdezernat.

Auf’m Bögel haben sich die neuen Bewohner derweil in bescheidenen Verhältnissen eingerichtet. Eine vierköpfige Familie teilt sich ein Zimmer mit Kochnische und Kohleofen, Duschen befinden sich im Keller. Häufig seien es Mütter mit Kindern, die um Asyl bitten, berichtet Ulrich Leggereit vom Diakoniewerk, das von der Stadt mit der Betreuung der Menschen betraut wurde. Die Chance, als Flüchtling anerkannt zu werden, werde von meisten sehr realistisch eingeschätzt, so Leggereit. Sie tendiere gen null. Dies gelte vor allem für jene, die in früheren Jahren bereits vergebens einen Asylantrag gestellt hatten und genau deshalb nun wieder in Essen gestrandet sind.

Von 330 Asylanträgen wurden nach Angaben der Sozialverwaltung inzwischen 275 als unbegründet abgelehnt, denn wirtschaftliche und soziale Not gelten nicht als Asylgrund. Nur einige wenige der Betroffenen seien bislang rechtlich gegen ihre Ablehnung vorgangen, so Hartmut Pelz. Da der Landesinnenminister einen Abschiebestopp bis Ende März erlassen hat, dürfen auch sie erst einmal bleiben.

Einmal pro Woche Beratungsstunden

Angela Kretzschmar und Dirk Berger kümmern sich um die Menschen. Die Sozialarbeiter teilen sich eine Stelle, der Vertrag, den die Stadt mit dem Diakoniewerk geschlossen hat, ist auf ein Jahr befristet. Nach 15 Jahre Pause nimmt das Diakoniewerk damit die Flüchtlingsarbeit wieder auf. Zwei Mitarbeiter hat die Stadt für die Betreuung abgestellt. Die Personaldecke scheint dünn angesichts von stadtweit 550 Asylbewerbern.

Einmal pro Woche bieten die Sozialarbeiter in den Unterkünften Beratungsstunden an. Meist suchten die Bewohner Rat und Hilfe bei ganz alltäglichen Sorgen, berichtet Dirk Berger: Wo gehen die Kinder zur Schule? Wie eröffnet man ein Konto? 220 Euro stehen einem Erwachsenen zu, bis zu 150 Euro erhalten Kinder und Jugendliche. Reichtümer lassen sich damit nicht anhäufen, in ihrer Heimat leben die Menschen jedoch oft in bitterer Armut.

Um die Sozialarbeiter zu unterstützen haben sich in Haarzopf und in Rellinghausen auf Initiative der Kirchengemeinden „Runde Tische“ gegründet. Auch Ängsten von Nachbarn will man so begegnen. „Die Leute machen sich Sorgen. Das muss man ernst nehmen“, sagt Ulrich Leggereit. Auf’m Bögel beschränke sich der Kontakt zu den neuen Nachbarn auf neugierige Blicke, heißt es. Ein Anwohner habe Fußbälle und Spielsachen vorbeigebracht. Gesucht werden ehrenamtliche Helfer, die Flüchtlingskindern bei den Hausaufgaben helfen.