Tagung in der FOM zeigt Auswirkungen des Demographiewandels auf das Gesundheitswesen auf.
Verdreifacht haben wird sich in Deutschland die Zahl der über 80-Jährigen von 1991 bis 2050 – bei drastisch sinkender Zahl derer, die das Gesundheitssystem finanzieren, so Dr. Boris Augurzky, Kompetenzbereichsleiter Gesundheit des RWI Essen. Er ergänzt: „Wir reden über uns, nicht über irgendjemanden.”
Die finanziellen Engpässe von 2008 im Krankenhaus, „waren gegen künftige Finanzlücken verhältnismäßig harmlos”, prophezeite er gestern in der FOM Fachhochschule für Oekonomie und Management auf der Gesundheitstagung „Mitarbeiter und Patienten im Gesundheitswesen – zukünftige Entwicklungen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels” der FOM, der Essener Contilia Gruppe, der NRW Regionalagentur MEO.
Langfristig sei neben einer Erhöhung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung eine stärkere Patientenbeteiligung nicht zu umgehen, was wiederum den Servicegedanken des Patienten erhöhen, den Preis- und Wettbewerbsdruck auf die Leistungserbringer, also die Kliniken, erhöhen würde. Außerdem „brauchen wir Immigranten – aber solche, die Steuern zahlen”. Denn der steigenden Zahl alter Menschen müsse man langfristig eine gewisse Zahl an Verdienern und Steuerzahlern gegenüber stellen. Neben der Einwanderung seien notwendig: Erhöhung der Erwerbstätigenquote von Frauen und älteren Menschen (Rente mit 67), keine Rentenerhöhungen, früherer Eintritt ins Erwerbsleben, Aktivierung unqualifizierter Arbeitsloser.
Ältere Menschen, mehr Menschen in der Pflege würde aber auch bedeuten, dass mehr Personal gebraucht würde. In Zahlen bis 2020: 18 000 Stellen mehr im ärztlichen Krankenhausdienst, 9000 Pflegekräfte mehr im Pflegedienst der Kliniken, 50 000 zusätzliche Pflegefachkräfte in Pflegeheimen und ambulanten Diensten. Es zeichne sich ein Personalmangel ab, der einherginge mit dann steigenden, kaum zu zahlenden Löhnen.
Weniger junge Pflegekräfte rückten zudem nach, so Simone Sturm, Pflegedirektorin des Elisabeth-Krankenhauses. Das Personal würde zunehmend älter. „Viele sind dann bei der Dauerbelastung nicht mehr so leistungsfähig. Auch diesem Problem müssen sich die Verantwortlichen im Gesundheitswesen stellen.”