Roter Teppich, große Gagen, fetzige Premierenfeiern: Schauspielerei ist für Tausende junge Menschen ein Traumberuf. Doch so leicht wie Tellerwäscher Ingo Hermann (Jürgen Vogel) in dem Film „Kleine Haie“ die Aufnahmeprüfung schafft, ist es in der Realität nicht. In dem deutschen Film von 1992 hat Ingo den Auftrag einen Stuhl bei der Folkwang-Schule in Essen abzuliefern. Dort gerät er plötzlich in ein Vorsprechen zum Schauspielstudium und überzeugt die Jury – die denkt nämlich, er würde spontan improvisieren.
An den Folkwang-Standorten Bochum und Essen haben unter anderem Diether Krebs, Jürgen Prochnow, Armin Rohde und Thekla Carola Wied ihren Abschluss gemacht. Die Uni gehört neben dem Max-Reinhardt-Seminar in Wien, der Ernst-Busch-Schule in Berlin, der Otto-Falckenberg-Schule in München, dem Mozarteum in Salzburg und der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig zu den führenden deutschen Ausbildungs-Adressen im Bereich Schauspiel. Daneben gibt es Dutzende private Unis, an denen man manchmal leichter Plätze bekommt – die man dann aber auch bezahlen können muss.
„Glamour, eine Menge Geld und Berühmtheit – daran denken viele junge Menschen, wenn sie sich den Traumberuf Schauspieler vorstellen. Kaum ein Beruf weckt derartig trügerische Hoffnung, wie der des Schauspielers“, schreibt Ulrike Boldt, Leiterin einer Künstler-Agentur in Meerbusch, in ihrem Buch „Traumberuf Schauspieler. Der Wegweiser zum Erfolg“.
Die Ausbildung im Schauspiel-Bereich ist hart. „Ich bin von morgens bis abends in der Uni, falle todmüde ins Bett und habe keine Freunde außerhalb des Jahrgangs“, sagte am Dienstag eine Regie-Studentin der Folkwang-Uni. Und die Aussichten nach dem Ende des Studiums sind alles andere als rosig: Der Markt ist umkämpft, rund 25 000 Menschen arbeiten in Deutschland als Schauspieler. Laut einer aktuellen Umfrage der Universität Münster verdient die Hälfte der in der Studie befragten 710 Schauspieler 20 000 Euro brutto oder weniger im Jahr. Fast 60 Prozent waren in den vergangenen zwei Jahren weniger als sechs Monate beschäftigt, heißt es.
Trotzdem scheint die Begeisterung für Schauspielerei ungebremst. An der „Ernst-Busch“ in Berlin (Absolventen sind u.a. Julia Jentsch, Devid Striesow und August Diehl) sprechen in diesem Jahr 1200 Bewerber für 24 Plätze vor. Voraussetzungen zur Bewerbung sind meistens ein Alter zwischen 18 und 25 Jahren und die Vorbereitung von zwei bis drei Rollen-Ausschnitten.