Man könnte es sich einfach machen und sagen: So funktioniert eben die Messe-Welt. Eine Idee wie die Fibo wird geboren, mausert sich - hart am Zeitgeist segelnd - von der kleinen Bodybuilder-Schau zur großen Wellness-Messe - und wächst irgendwann aus dem Rahmen heraus, den eine mittlere Ausstellungsgesellschaft wie Essen bieten kann. Eine Messe wie die „Blech“, die auch mal in Essen anfing und längst in Hannover aufschlägt, hätte man mit noch so vielen Ausbauten nicht halten können.
Prinzipiell stimmt, dass es Grenzen gibt, die zu akzeptieren sind. Zwischen der Gruga, den Rüttenscheider Wohnstraßen und der A 52 ist nicht mehr viel möglich. Aber: In Essen ist das Bemühen, die Grenzen moderat weiter hinaus zu schieben, die Hallen wenigstens qualitativ weiter zu verbessern, notorisch zu gering ausgeprägt. Und die Rechnung wird nun innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal präsentiert: Erst ging die Aluminium, nun die Fibo.
Die Messe Essen hat mit den großen Umbauten der letzten 20 Jahre einen Pfad eingeschlagen, den sie kaum verlassen kann. Denn ohne weitere Wachstumsstrategie wären diese Investitionen besser unterblieben. Doch woher soll nun das Geld kommen, da „Mutter“ Stadt hart sparen muss und die Messe selbst mit jährlich millionenschweren Fehlbeträgen zu kämpfen hat?
Im April 2010 kündigte Messe-Geschäftsführer Thorwirth im Beisein seines Aufsichtsratsvorsitzenden, OB Reinhard Paß, zum Ende des Jahres ein „Paket“ an, das diese Frage beantwortet. Das Jahr ist um, das Paket fehlt noch immer.
Dabei drängt die Zeit, denn die Messe ist in einem Teufelskreis: Kein Ausbau - weniger Messen; weniger Messen - weniger Einnahmen; weniger Einnahmen - mehr Schulden. Mehr Schulden führen mit dazu, dass Investitionen weiter unterbleiben - was wiederum Messe-Veranstalter vertreibt. Und alles von vorne.
Die Politik muss Prioritäten setzen. Wenn die Messe die „Job-Maschine“ ist, von der Paß im April 2010 sprach, dann muss sehr bald Klarheit her, wie sie das bleiben kann.