Schwerer Aderlass für die Messe Essen: Die Fitnessmesse Fibo geht nach Köln. Grund ist das alte Lied: Die Hallen sind teils zu unmodern und der Platz insgesamt zu gering für Messen mit großen Wachstumschancen.
Neuer schwerer Aderlass für die Messe Essen: Die Fitness-Messe Fibo, eine der wichtigsten und publikumsträchtigsten Veranstaltungen des Messe-Jahres, wird die Hallen an der Norbertstraße verlassen und ab 2013 in Köln ausstellen. Das gab die Reed Exhibitions Deutschland GmbH, ein Großveranstalter für Messen aller Art, gestern bekannt. Grund für den Wechsel ist der inzwischen altbekannte: Essen ist für die wachstumsträchtige Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit - in diesem Segment laut Eigenwerbung die größte der Welt - schlicht zu klein geworden. „Der Abschied fällt uns wegen des Erfolgs und der guten Zusammenarbeit mit der Messe Essen besonders schwer“, sagt Reed-Geschäftsführer Hans-Joachim Erbel, „dennoch ist er unumgänglich, da der zukünftige Bedarf an Ausstellungsflächen keinen weiteren Aufschub erlaubt“.
Auch wenn Reed ausdrücklich betont, beim Essen-Lob handele es sich keineswegs um eine Floskel - kaufen kann sich die Messe dafür nichts. „Unser Erfolg ist uns wieder zum Verhängnis geworden“, kommentierte Messe-Geschäftsführer Frank Thorwirth leicht resigniert den Fibo-Weggang. Der neue Verlust wiegt auch deshalb schwer, weil erst im Frühjahr 2010 die ebenfalls zum „Reed“-Reich gehörende „Aluminium“-Messe den Wechsel an den Rhein ankündigte. Die „Alu“ fand im September 2010 das letzte Mal in Essen statt, die jährliche Fibo wird es immerhin noch zweimal an der Norbertstraße geben, was den Abschiedsschmerz indes nicht verkleinert.
75.000 Quadratmeter belegt die Fibo zuletzt und damit sämtliche ebenerdigen Kapazitäten in Essen. Innerhalb von nur fünf Jahren stieg die Zahl der Aussteller von 339 auf zuletzt 561. In Köln werde man vom Start weg in neu gebauten Hallen 86.000 Quadratmeter nutzen und natürlich sei dort weiteres Wachstum möglich.
Verlust ist kurzfristig nicht zu kompensieren
Und Essen? Gelegentlich heißt es, die Messe verfüge über 110.000 Quadratmeter, doch sind dabei schwer nutzbare Flächen wie die Grugahalle und die altmodischen Doppelgeschoss-Hallen eingerechnet. Die von nagelneuen Messen in ganz Deutschland verwöhnten Veranstalter bauen in solch unzeitgemäßem Ambiente nur noch ungern ihre Stände auf. Hinzu kommt der beinharte Wettbewerb. Messe-Insider vermuten, dass Köln nicht nur mehr Platz bietet, sondern sich den Fibo-Wechsel auch einiges an finanziellem Entgegenkommen hat kosten lassen.
FIBO in Essen
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Die Messe-Verantwortlichen an der Norbertstraße lassen keinen Zweifel: Ein solcher Verlust ist kurzfristig nicht zu kompensieren. Thorwirths Hoffnung geht dahin, dass Messen wie die E-World und die Pflanzenmesse IPM sich so erfreulich wie bisher weiterentwickeln und dass von unten neue, zugkräftige Messen nachwachsen. Immerhin sei der Angriff der Messe Dortmund auf die immens wichtige Motorshow erst einmal abgewendet. Und Reed Exhibitions selbst weist tröstend darauf hin, dass ihre letzte übriggebliebene Veranstaltung in Essen, die Pferde-Messe „Equitana“ immerhin bleiben wird - vertraglich festgelegt vorerst bis 2019. Bleibt die Frage, ob die seit Jahren in Rede stehende Modernisierung und moderate Vergrößerung der Messe mal von der Stelle kommt. Thorwirth hält sich weiter bedeckt: „Wir sind im Gespräch mit der Stadt.“
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