Essen. .

Mit Trickdiebstählen sollen falsche Wasserwerker Senioren im gesamten Ruhrgebiet um Millionen gebracht haben. Viele Opfer sind bis heute traumatisiert. Die Polizei nahm die zehn- bis zwölfköpfige Bande nun in Essen hoch.

Die Polizei hat eine zehn- bis zwölfköpfige Bande ermittelt, die innerhalb eines Dreivierteljahres eine Millionenbeute mit Trickdiebstählen gemacht haben soll. Die Opfer waren fast ausnahmslos Senioren, die meisten von ihnen waren gehbehindert. Viele der Opfer sind bis heute schwer traumatisiert.

Als Drahtzieher der Bande bezeichnet die „Ermittlungskommission Rohr“ der Kripo einen 56-jährigen Familienvater aus Altenessen. Seine drei Söhne sitzen inzwischen alle wegen Eigentumsdelikten in Straf- und Untersuchungshaft. Auch die drei Töchter sollen bei den Trickdiebstählen mitgemacht haben. Insgesamt 93 Straftaten, 64 davon in Essen, glaubt die Polizei der Bande um die Familie, die sich selbst als Sinti bezeichnet, nachweisen zu können.

Polizei ruft zu „Kultur des Hinschauens“ auf

Unter dem Vorwand, sie kämen vom Wasserwerk, hatten die Täter sich Zutritt zu den Wohnungen der Senioren verschafft. Während ein Täter das Opfer ablenkte, schlüpfte ein weiterer Täter durch die offene Wohnungstür und stahl Bargeld und Schmuck, manchmal auch Handys. „Die haben das als ihre Arbeit betrachtet. Ein Unrechtsbewusstsein in diesem Sinne war nicht vorhanden“, beschreibt Hauptkommissar Andreas Kluth, Leiter der Ermittlungskommission. Er schätzt, dass der tatsächliche Schaden noch viel höher ist: Viele der Opfer hätten die Diebstähle erst nach Monaten bemerkt, manche hätten aus Scham vor den Angehörigen die Straftaten gar nicht angezeigt. Außerdem hat die Polizei sich bei ihren Ermittlungen auf den Zeitraum zwischen Februar und November konzentriert. Es ist aber davon auszugehen, dass die Bande seit Jahren schon auf diese Weise Senioren ausplündert.

Außer in Essen war die Bande auch in Mülheim (12 Opfer), Bottrop (4), Herne, Duisburg, Gladbeck und Dortmund unterwegs. Auch fünf Straftaten in Hannover, Hamburg und Nordhorn legt die Polizei der Tätergruppierung zur Last. Angesichts der Hilfslosigkeit der Opfer ruft die Polizei zu einer „Kultur des Hinschauens“ unter Nachbarn auf.