Zwischen Kultur und Kulturpolitik gibt es eine Grundspannung, die je nach Temperament der Akteure schnell zum großen Streit führen kann. Das erklärt, warum die Nachfolge-Modalitäten vor allem mit Blick auf Stefan Soltesz mit Behutsamkeit angegangen werden. Der Wunsch nach einem Neuanfang in 2013 mag verständlich sein, doch ist andererseits klar, dass Soltesz sich um die Essener Kultur enorm verdient gemacht hat und weiter verdient macht. Die Achtung vor dieser Leistung muss sich im Prozess der nächsten Wochen widerspiegeln. Wenn Soltesz die Option bis 2014 ziehen will, so ist er willkommen - darin sind sich wohl alle einig.
Es mag für einen neu zu wählenden „Super-Intendanten“ sogar von Nutzen sein, 2013 „nur“ die Philharmonie und erst ein Jahr später auch das Opernhaus zu übernehmen. Die teils tragischen Erfahrungen der Vergangenheit haben ja gezeigt, wie ausfüllend im Grunde jede dieser Aufgaben ist. Die Logik, das Kaufmännische stärker vom Künstlerischen zu trennen, hat dennoch durchaus etwas für sich. Denn wie man es auch dreht und wendet: Leichter werden die Zeiten finanziell gesehen garantiert nicht.
Das Bedauern darüber, dass Johannes Bultmann Essen schon 2013 wieder verlassen will, ist allgemein groß. Zu Recht. Denn Bultmann hat nach dem atmosphärisch verheerenden Kaufmann-Skandal das Haus konsolidiert, hat Verstiegenheiten beendet, die Auslastung erhöht und das künstlerische Niveau dennoch gehalten. Bultmann könnte man ohne Weiteres zutrauen, dass er die Doppel-Intendanz stemmt - bei einem Nachfolger gilt erst mal das Prinzip Hoffnung.