Werden. .
„Ich bin richtig, richtig sauer.“ Goldschmiedin Marlis Badry blickt auf ein mageres Weihnachtsgeschäft zurück. „Ich habe bei weitem nicht den Umsatz des Vorjahres erreicht“, klagt sie und schätzt, dass ihr rund 50 Prozent entgangen sind.
Besonders ärgerlich: Aufwändige Sonderanfertigungen wurden zwar bestellt, in nicht unwesentlicher Zahl aber gar nicht erst abgeholt. Dafür bringt die Schmuckexpertin durchaus Verständnis auf. „Der Winterdienst der Stadt ist eine einzige Katastrophe. Die Parkflächen sind vereist, Fußgänger setzen sich erheblichen Gefahren aus, sobald sie das Haus verlassen.“ Anderswo sei man da durchaus erfinderischer. „In Haan hat ein Landwirt die Fußgängerzone mit seinem Traktor geräumt. Warum ist so etwas bei uns nicht möglich?“
Jeder hat vor
seiner Tür zu kehren
Rolf Sachtleben, Geschäftsführer des Werdener Werberings, erinnert an die Eigenverantwortung von Hauseigentümern und Mietern. „Jeder hat vor seiner Tür zu kehren.“ Werdens Saubermann Thomas Buch arbeite an der Belastungsgrenze. Mehr gehe nicht.
„Ich kann vor meinem Geschäft so gewissenhaft räumen wie ich will. Was mein Nachbar macht, steht auf einem anderen Blatt“, sagt Buchhändler Thomas Schmitz. Mit einem blauen Auge sei er davon gekommen. Deutlich weniger Kunden fanden den Weg in seinen Laden an der Grafenstraße. „Aber wer kam, kaufte mehr“, so seine Beobachtung. Wenn die letzten Tage des Jahres befriedigend verliefen, könne das Ergebnis von 2009 gerade so erreicht werden. „Das ist fast schon erstaunlich. Einen derart harten Winter habe ich in 22 Jahren als selbstständiger Buchhändler nicht erlebt.“
Das geht auch Jochen Berke, Inhaber von Klöckers Kaas Kate an der Hufergasse, nicht anders. Zwar fehlte auch dem Fachgeschäft für feste und flüssige Feinkost die Laufkundschaft. Doch auf bestellter Ware blieb man nicht sitzen.
„Besonders Raclette-Käse wird an Weihnachten sehr geschätzt“, erläutert Jochen Berke. „Ein echter Klassiker in der kalten Jahreszeit.“
Weihnachten ohne Kinderspielzeug unterm Tannenbaum? Undenkbar, so dachten wohl auch die Kunden von „Engelchen und Bengelchen“ an der Grafenstraße. „Genau Bescheid wissen wir natürlich erst, wenn wir uns die Umsatzzahlen im Detail ansehen“, erläutert Birgit Maurer. „Aber ich denke, das Geschäft ist gut verlaufen, auch wenn tatsächlich weniger Menschen zum Bummeln nach Werden gekommen sind.“
So idyllisch das Restaurant Akropolis an der Hammer Straße auch liegt, so schwierig ist es derzeit erreichbar. Drei zusätzliche Kräfte für Küche und Service hatte Inhaberin Dimitria Cacagiannis eingestellt, um den erwarteten Ansturm bewältigen zu können. Doch ab Anfang Dezember hagelte es Absagen. „Weihnachtsfeiern hatten wir so gut wie gar nicht“, klagt die Wirtin. „Den kompletten Monat können wir abschreiben.“
Die Stadt Essen sei ihrer Pflicht, die Werdener Straßen passierbar zu halten, schlicht nicht nachgekommen. Das Resultat: Eine mittlere fianzielle Katastrophe für das griechische Restaurant.
Bleibt nur noch die Hoffnung auf möglichst schneearmes Silvester...