Dass sich Vorgesetzte vor ihre Leute stellen, ist ein schöner Reflex. Über die Fehlerhaftigkeit des dahinter stehenden Vorgangs sagt das selbstverständlich wenig aus. Wenn der Chef der Entsorgungsbetriebe, Klaus Kunze, wenn OB Reinhard Paß die EBE für ihren Winterdienst sogar loben, ist das allerdings ein starkes Stück. Statt blinden Korpsgeist zu praktizieren, wäre vielsagendes Schweigen noch die ehrlichere Lösung.
Denn es ist und bleibt ein Skandal, was in Essen passiert, egal was die Verantwortlichen in langen Traktaten an Ausreden zum Besten geben. Und es ist auch eine Tatsache, dass andere Städte besser klarkommen. In Bochum etwa, topographisch mit Essen vergleichbar, fahren die Straßenbahnen relativ normal. Kein Vergleich mit dem Essener Chaos. Der Hammer ist, dass die Evag sich aus falscher (Stadt)-Solidarität nicht traut, Ross und Reiter zu nennen. Lieber lässt man die Kunden frierend an der Straße stehen statt den Druck auf die EBE-Oberen zu erhöhen, damit diese endlich bessere Arbeit abliefert. Ist es zuviel verlangt, sich bei solchen Wetterlagen richtig reinzuhängen und den Ehrgeiz zu entwickeln, den die Bochumer Kollegen offenbar besitzen?
Stattdessen sucht man das Heil nun in der Abschottung. Aktuelle Anfragen der WAZ werden nicht oder nur noch verspätet beantwortet, offenbar weil wir die Missstände für den Geschmack der EBE zu klar zur Sprache bringen. Der Versuch, offensichtliches Versagen unter der Decke zu halten, ist allerdings - was uns betrifft - zum Scheitern verurteilt.