Kettwig. .

„Gute Reifen gibt es überall. Und die Erde ist eine Scheibe.“ Mit diesem flotten Spruch warb ein ortansässiger Fachbetrieb vor einiger Zeit für sich. Fest steht: Ein guter Pneu kostet, vor allem, wenn das Angebot derart knapp ausfällt wie dieser Tage.

„Als kleine oder mittlere Firma kannst du dich so gut vorbereiten wie es nur geht. Aber irgendwann kriegt man keine Ware mehr“, sagt Stefan Kamphöfner. Noch immer kontaktieren ihn Nachzügler, „Autofahrer, die gepokert haben“, wie er sie nennt.

Versorgen kann sie das Unternehmen in Auf der Höhe zwar noch. Doch der Preis ist ziemlich happig. „Bei den Herstellern ist kaum noch etwas zu bekommen. Wir müssen uns an Großhändler wenden und die langen ordentlich zu.“ Aufschläge bis 200 Prozent für begehrte Modelle könnten zu Buche schlagen.

Mitte Oktober startete die M+S-Reifensaison. Spätestens mit der im Vorfeld viel diskutierten Gesetzesnovelle zum 29. November zog das Geschäft noch einmal richtig an. Der Bundesverband Reifenhandel rechnet mit einem Zuwachs um 20 Prozent. Glatte 100 Prozent mehr zahlen muss, wer bei Blitzeis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ohne M+S- bzw. Ganzjahresreifen erwischt wird: 40 statt 20 Euro. Werden andere Verkehrsteilnehmer behindert, ist der doppelte Betrag fällig. Laut Vorschrift muss die Profiltiefe mindestens 1,6 Millimeter betragen. Das reicht dem ADAC nicht. Er fordert vier Millimeter plus x.

Im Baumarkt Hellweg im Teelbruch wird man noch fündig. Erstmals bietet man dort adäquate Pneus an. Der Abverkauf liefe aber eher schleppend, meint Filialleiter Jens Giese. „Die Kettwiger haben sich wahrscheinleich frühzeitig versorgt“, so seine Einschätzung. Durch den Zentraleinkauf der Handelskette sei man in der Lage, Reifen zu reellen Preisen anbieten zu können. Um die Montage müssen sich Kunden allerdings selbst kümmern oder sich an einen der Hellweg-Vertragsbetriebe wenden.

Das beste Geschäft
seit langem

Reifenprüfung bestanden? „Ja“, vermeldet Andreas Rensen. Er und seine Mitarbeiter blicken auf das beste Wintergeschäft seit langem zurück. „Das Gesetz hat sicherlich auch etwas bewirkt. Vor allem aber war es wohl die frühe Kältewelle mit viel Eis und Schnee, die uns das beschert hat.“ Folge: Auch bei „Autofit“ an der Graf-Zeppelin-Straße fallen die Lagerbestände bescheiden aus. „Wir sind erleichtert, ausreichende Mengen bestellt zu haben. Beim Blick auf die derzeitigen Handelspreise kann einem schwindelig werden.“

Gut die Hälfte seiner Kunden nutzt mittlerweile den Service „Reifengarage“, schätzt Andreas Rensen. An die 700 Sätze Sommerpneus stapeln sich in seinem Betrieb. Kettwigs Autofahrer reagierten im Allgemeinen angemessen auf winterliche Witterung, meint der Experte.

Aber er warnt: „Schnee, Matsch und Eis sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Alte Reifen verhärten, und dann verlieren sie schnell ihren Grip.“