Jetzt endet nach mehr als zwei Jahren die lokale WAZ-Kolumne „Album 2010“, in der Essener Jugendliche jeden Dienstag aus ihrem ganz normalen Leben erzählten. Erstmals erschien die Rubrik im November 2008.

Der erste war ein Berufsschüler türkischer Abstammung. Er hatte den Satz zu Protokoll gegeben: „Nachmittags lese ich Tageszeitung und warte auf den Sonnenuntergang, weil ich dann wieder essen kann.“ Es ging um seinen Alltag während der Fastenzeit.

"Eine Brücke zur Jugend"

Manche berichteten von ihrem Berufspraktikum, andere erklärten, welche DVD sie am Wochenende geschaut haben (und ob die gut war, und wenn ja, warum). Und immer wieder dazwischen: Shoppen, Chillen, Hausaufgaben. Der ganz normale Alltag eben. Genau um den sollte es gehen in diesen kleinen Berichten. Die Texte, so unbedeutend sie auch manchen erschienen, hatten sehr viele treue Leser. Das wissen wir in der Redaktion deshalb so genau, weil unser Leser-Beirat, der durchweg mit kritischen Köpfen besetzt ist, uns eindrucksvoll zu verstehen gab, dass die Kolumne sehr geschätzt wird. „Das ist für Ältere eine Brücke zur Jugend“, hieß es. Folge: Die Kolumne lief viel länger, als ursprünglich mal geplant war. Doch jetzt ist Schluss. Und diejenigen, die Woche für Woche die Protokolle für die Redaktion verfassten, ziehen Bilanz.

Es sind sechs Zwölftklässlerinnen des Mädchengymnasiums Borbeck. Einige sind seit Anfang an dabei.

„Überraschend schwierig fanden wir, immer wieder Jugendliche zu finden, die mit Foto in die Zeitung wollen“, berichtet Autorin Sarah Peukert. „Manche wollten auch mit ihren Namen nicht in die Zeitung.“ Denn eins steht fest: Wer sein Gesicht in die Zeitung hält, der wird am nächsten Tag sehr häufig drauf angesprochen. „Das ist fast allen passiert, die wir interviewt haben“, sagen die Schülerinnen.

Straßeninterviews sind besonders schwierig

Schnell stellten sie fest: Straßeninterviews sind besonders schwierig. Also fragten sie Freunde oder Freunde von Freunden. Hauptsache, jemand ist zwischen zwölf und 20 Jahren alt und kann ein bisschen was aus seinem Leben erzählen. Interviews fanden von Angesicht zu Angesicht, am Telefon, per E-Mail und über Internet-Chat statt. Die Schülerinnen machten die Erfahrung, die für professionelle Journalisten aus ihrem Berufsalltag kennen: „Es kommt nicht selten vor, dass jemand noch in letzter Minute absagt und doch nicht in die Zeitung will. Dann steht man da und hat nichts.“ Schülerin Vivien Lipski findet außerdem: „Die Erzählungen von Mädchen muss man manchmal sehr kürzen und zusammenfassen, die schmücken immer so aus. Bei den Jungs ist es anders herum: Die berichten zwar präzise, aber alles ist sehr knapp.“