Essen.
Den Entsorgungsbetrieben Essen ist das Salz ausgegangen. Ab jetzt wird nur noch Granulat gestreut. Autofahrer müssen sich also weiterhin auf Glätte einstellen. Die Evag fährt nach einem Notfahrplan.
Wegen Eis und Schnee auf den Straßen streuen die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) ab sofort nur noch Granulat. Denn das Streusalz ist aus. In der Nacht zu Sonntag verteilten die Streuwagen die letzten Körnchen. Dann waren die Vorräte aufgebraucht. Autofahrer müssen sich also weiterhin auf Glätte einstellen. Wer auf Bus und Bahn angewiesen ist, muss sich darauf gefasst machen, dass Busse und Bahnen später kommen. Die Evag fährt nach einem Notfahrplan.
Die Linie 166 endet an der Burgruine
„Alles wird schlimmer“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann mit Blick auf die nächsten Tage. Wegen des ausgesetzten Streudienstes wird die Evag am Dienstag wie schon am Montag Werden nur noch entlang der B 224 anfahren, Heisingen nur noch auf der Route des Nachtexpresses und Niederwenigern gar nicht mehr. Die Linie 166 endet an der Burgruine. Die Straßenbahnlinie 103 wendet an der Stolbergstraße. Trotz dieser Einschränkungen verzeichnet der Verkehrsbetrieb deutlich mehr Kunden: Immer mehr Essener lassen das Auto stehen.
Eingeschneites Essen
Kein Streusalz mehr? So schnell kann es gehen. Noch Mitte Oktober hatte die EBE verkündet, sie sehe sich für den bevorstehenden Winter gut gerüstet. Wie sich nun herausstellt, hatten die Verantwortlichen den Mund allzu voll genommen. 2000 Tonnen Salz lagerten an der Pferdebahnstraße und an der Elisenstraße. Das war nicht genug. Fast 3000 Tonnen hat die EBE bereits verstreut. Rolf Friesewinkel, für den Winterdienst zuständiger Abteilungsleiter, macht „ausstehende Lieferungen“ für das Dilemma auf den Straßen verantwortlich. Gestern erwartete der städtische Streudienst 55 Tonnen. „Damit kann man keinen Winterkrieg gewinnen“, formuliert Friesewinkel. 150 Tonnen Salz verbraucht die EBE in einer einzigen Nacht. Pardon, verbrauchte!
Nun also Granulat. Dazu kommt: Vor fünf Jahren hat die EBE ihre Streufahrzeuge umgerüstet; um Gewicht zu sparen und die Straßen zu schonen, wurden Fahrzeuge mit leichtern Kunststoffschildern ausgestattet. Die Wagen können dadurch mehr Streugut fassen. Statt 800 Kilogramm bringt ein Kunststoffschild aber nur 300 Kilogramm Druck auf den Asphalt. Ergo: Es bleibt mehr liegen. Laut EBE ist jeder zweite Streuwagen mit einem Kunststoffschild unterwegs.
„Alte Leute trauen sich nicht auf die Straße“
Eis, Matsch und Schnee bringen auch Fußgänger in Gefahr. „Die alten Leute trauen sich gar nicht mehr auf die Straße“, sagt Prof. Matthias Peiper, neuer Chefchirung der Kliniken Essen-Süd in Werden. In der chirurgischen Ambulanz an der Propsteistraße behandeln die Ärzte täglich bis zu 25 Prozent mehr Sturzverletzungen als normal.
Mit dem einsetzenden Tauwetter taucht eine zusätzliche Gefahr auf den Straßen auf: Dachlawinen aus schmelzendem Schnee. Deshalb weist die Feuerwehr darauf hin, dass Hauseigentümer im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht dafür verantwortlich sind, Gefahren zu beseitigen, die von ihrem Gebäude ausgehen können. Neben dem Räumen des Gehweges zählt dazu auch das Entfernen von Schnee und Eiszapfen von Dächern, die zu einer Gefährdung im öffentlichen Verkehrsraum führen können. Ist der Hauseigentümer selber nicht dazu in der Lage, muss er ein Unternehmen damit beauftragen.
Das Verfahren bei einer akuten Gefährdung erläutert Matthias Kalthöner von der Feuerwehr: „Werden wir zu einem Einsatz gerufen, fordern wir den Eigentümer auf, tätig zu werden. Ist der Eigentümer nicht erreichbar oder kann in angemessener Zeit kein Unternehmer beauftragt werden, so werden wir die Gefahr beseitigen“ - auf Kosten des Hauseigentümers.
Die Feuerwehr bittet alle Hauseigentümer, ihre Gebäude zu überprüfen und Schneebretter und Eiszapfen zu entfernen, bevor diese sich während des Tauwetters zu einer Gefahr entwickeln.