Schuldenprävention: Der Verein Schuldnerhilfe erreichte 3.200 junge Essener. Wie kamen die zu Schulden?

Ein übersteigertes Konsumbedürfnis, aggressives Marketing von Handel und Banken sowie fehlendes Wissen über Finanzgeschäfte führen immer mehr Menschen in die Überschuldung. Hat die „Schuldenfalle“ erst einmal zugeschnappt, ist der Weg zurück in ein schuldenfreies Leben häufig nur mit professioneller Hilfe möglich. Davon können die Experten des Vereins Schuldnerhilfe Essen (VSE) ein Lied singen. Seit über 25 Jahren hilft der Verein Essenern, die in finanzielle Schieflagen geraten. Die bittere Bilanz: Seine Mitarbeiter können der steigenden Nachfrage kaum nachkommen – und sie erwarten weiteren Zulauf durch den erwarteten Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Insbesondere bei jungen Menschen hat die Schuldenproblematik zugenommen – trotz präventiver Projekte, die seit 15 Jahren laufen. Für Hartmut Laebe, Vorsitzender des Vereins, sind sie dennoch das Mittel der Wahl. Ob teure Handyverträge oder unnötige Versicherungspakete, mit denen findige Verkäufer ihre Kundschaft ködern: „Jungen Menschen fehlt häufig die Finanzkompetenz; deshalb ist für sie das Risiko, auf dem Weg ins Erwachsenenleben ins Straucheln zu geraten besonders groß“, weiß Laebe.

Dass der Verein zahlreiche Präventions-Projekte aus dem Boden stampfen und didaktische Materialien entwickeln konnte, wurde erst durch finanzielle Zuwendungen durch die Stadt möglich. 1993 wurde der Verein als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Seitdem erhält er von der Stadt 28.000 Euro jährlich. Gut angelegt, sei das Geld, findet Jugenddezernent Peter Renzel. „Die Jugendlichen, die wir heute in Finanzfragen fit machen, sind die Mütter und Väter von morgen“, so der Jugenddezernent. Schulden seien ein erhebliches Risiko für Familien; denn „Sorgen ums Geld kosten viel Kraft, die am Ende für die gute Betreuung der Kinder fehlt“, ist Renzel überzeugt.

Durch seine Präventionsprojekte konnte der Verein in den vergangenen 13 Jahren zusätzlich 500.000 Euro vom Land und durch Stiftungen einwerben und damit die städtischen Zuwendungen vervielfachen. Geld, mit dem die Prävention insgesamt weiter ausgebaut werden konnte. „Hiervon profitieren nicht nur junge Essener, sondern junge Menschen bundesweit“, weiß Wolfgang Huber, Geschäftsführer des VSE. 3.200 Essener Jugendliche erreichte der Verein im vergangenen Jahr mit seinen Präventionsmaterialien. Bundsweit profitierten rund 60.000 junge Leute von den pädagogischen Konzepten und den Materialien des VSE.

Der „Finanzführerschein“ ist das aktuelle Projekt des Vereins. Er wird in Schulen und Jugendeinrichtungen eingesetzt. Wie bei der richtigen Führerscheinprüfung müssen Fragen zum Thema Geld beantwortet werden. Wer zu wenig weiß, fällt durch. Die Materialien helfen, Jugendliche, Lehrer und Eltern über Finanzfragen ins Gespräch zu bringen. „Mit seinen Angeboten zur Schuldenprävention leistet der Verein Schuldnerhilfe einen wichtigen Beitrag, damit die Biografien junger Menschen gelingen“, lobt Peter Renzel die Arbeit des Vereins.