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National-Bank-Vorstandschef Thomas Lange erstaunt im Gespräch mit Schülern mit Offenheit und kumpelhaftem Auftreten. „Schule machte mir wenig Spaß“, bekennt der Banker im Rahmen des „Dialogs mit der Jugend“.

„Raus aus den Klassenzimmern, rein ins Unternehmen!“ – Das klingt nach Dynamik und Vitalität. Deswegen, vermutlich, haben sich die Verantwortlichen beim Initiativkreis Ruhr dieses Motto für ihre Veranstaltungsreihe „Dialog mit der Jugend“ auf die Fahnen geschrieben. Seit 14 Jahren stellen sich Top-Manager aus der Region den Fragen von Oberstufenschülern.

Wenn denn Fragen kommen. Vielleicht ist es die Aura des Erfolgs, die von Nadelstreifen und Business-Krawatten ausstrahlt, die junge Menschen abschreckt. Frontalunterricht gewöhnte Schüler wollen unterhalten werden, bevor sie sich selbst einbringen. Diese Erfahrung machte nun auch Thomas A. Lange, Chef der Essener National-Bank, als er sich in seiner Zentrale am Theaterplatz 80 Schülern gegenüber sah.

So versucht Lange mit einem längeren Exkurs das Eis zu brechen - mit einer erstaunlich kumpelhaften Art spricht er über Geschichte und Philosophie seiner Bank. Der Tenor: „Die National-Bank ist ein ganz feines, kleines Bankhaus“. Das Motto sei: „Geldgeschäfte statt Hokuspokus“. Halt eine Bank für den Mittelstand, die souverän durch die Krise gesteuert sei.

Eine Krise übrigens, so sollen die Schüler wissen, an der sowieso die anderen Schuld seien. „Wir hatten ja keine Lehman-Brothers-Papiere.“ Der frühere Deutschbanker sieht mit Sorge, dass die gesamte Geldbranche durch die Finanzkrise ein Imageproblem habe - und versucht intensiv, die National-Bank davon abzusetzen. „Aber das soll hier ja keine Werbeveranstaltung werden, auch diese Bank hat ihre Fehler“, sagt er. Ab und zu komme es vor, dass mal ein Geldautomat ausfalle oder sich ein Kunde beschwere - wenn es mehr nicht ist.

Schließlich sind die Schüler an der Reihe. Einige nehmen ihren Mut zusammen, stellen Fragen. Vorab wurde dies im Unterricht geübt, es wirkt alles etwas einstudiert. Welche Eigenschaften man denn mitbringen müsste, um es ganz an die Spitze zu schaffen, möchte jemand wissen.

„Wenn ich das mal wüsste“, scherzt Lange. „Meine Eltern haben mich auch immer gefragt, wie ich das geschafft habe.“ Ein Kniff, um einen Moment zum Nachdenken zu gewinnen, aber damit gewinnt er die Sympathie der Schüler, sie lachen. „Ihr braucht den Mut, Verantwortung zu übernehmen und die Fähigkeit, Dinge zu gestalten“, sagt er.

Nicht Klassenbester

Dazu müsse man gar nicht unbedingt Klassenbester sein, ihm selbst habe die Schule schließlich auch nie Spaß gemacht. Ackermann dage­gen, der derzeitige umstrittene Deutsche-Bank-Chef, sei mit seinen Noten immer vorne ge­wesen. „Dafür mangelt es ihm heute an sozialer und kommunikativer Kompetenz.“

Es sei aber nötig eine gewisse Persönlichkeit zu entwickeln, sich interessant zu machen und härter und mehr zu arbeiten, als die anderen.

Klingt machbar. Irgendwie. Als Lange dann aber erzählt, dass er unter der Woche selten vor den späten Abendstunden nach Hause kommt, das einem die Arbeit „schon ganz schön in die Knochen gehen“ kann und das Privatleben dadurch oft zu kurz komme, schauen einige Schüler erstaunt, gar erschrocken drein.

„Ist halt nicht jedermanns Sache“, sagt Lange über das Offensichtliche und zuckt mit den Schultern. Es tröpfeln noch ein paar gezwungen wirkende Fragen ins Auditorium, dann ist die Show auch schon vorbei, den Schülern fällt nichts mehr ein. „Also“, beendet Lange das Gespräch, „jetzt alle noch mal schön klatschen“. Die Schüler klatschen artig. Lange wirkt zufrieden.

Er hat sich gut geschlagen, wurde aber auch nicht über Gebühr gefordert. Der Abend klingt aus bei Gulaschsuppe, Bockwurst und Mettbrötchen.

Wenigstens jetzt, beim Kampf am Buffet, lässt sich endlich auch unter den Schülern etwas beobachten, das man als Vitalität und Dynamik bezeichnen könnte.