Essen.

Die zwei jungen Leute in ihren blauen Regenjacken, die am Straßenrand stehen und Faltzettel verteilen, wollen niemandem einen neuen Stromtarif andrehen. Oder einen Handy-Vertrag. Stattdessen werben sie bei Bürgern für die „Innovation City“.

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Von DerWesten

„Klimawerkstadt Essen“ ist stattdessen der Slogan, mit dem die Stadt versucht, Bürger für den Wettbewerb „Innovation City“ zu begeistern. Fünf Revier-Kommunen sind noch im Rennen, eine wird gewinnen. Es geht um viele Fördermillionen. Die Entscheidung fällt in der kommenden Woche.

Zwei so genannte „Promo-Teams“ versuchen noch bis Samstag, Bürger zum Mitmachen zu bewegen. Sie verteilen Handzettel in Frohnhausen, Altendorf und an der Uni – den Quartieren, in denen „Innovation City“ Wirklichkeit werden soll, die besonders klimafreundlich umgewandelt werden könnten.

Ein Ortstermin gestern Morgen vor dem Real-Markt an der Altendorfer Straße. Robin Zimmermann und Katrin Kilian stehen an einem „Klimawerkstadt“-Infostand mit blauen Luftballons, da kommt eine Kundin Ende 60 im grauen Mantel: „Schönen guten Tag“, sagt Zimmermann freundlich, „es geht um die Klimawerkstadt Essen, darf ich Ihnen diesen Zettel mitgeben?“ Die Dame bleibt kurz stehen, sagt: „Ah, ja. Klima.“ Nimmt den Zettel und verschwindet im Supermarkt. Immerhin.

„Danke, wir kaufen nichts“

„Viele denken, wir wollen ihnen was verkaufen“, sagt Katrin Kilian. Manche Bürger halten sie auf den ersten Blick für Vertreter von Strom- oder Mobilfunkfirmen. Ob das Projekt „Innovation City“ und die „Klimawerkstadt“ den Leuten schon ein Begriff sei? „Teils, teils“, sagt das Promo-Duo. „Die meisten haben die Plakate schon mal gesehen und erinnern sich.“ In den ausgewählten Stadtteilen wurden große Hinweistafeln in Blau und Grün aufgestellt, die das Vorhaben bekannt machen sollen.

Katrin Kilian drückt einem türkischen Jungen, vielleicht fünf Jahre alt, einen blauen Luftballon in die Hand. Der verschwindet grinsend zu einer Gruppe Frauen mit Kopftüchern. Gibt’s die Faltblätter eigentlich auch auf Türkisch? „Wär’ vielleicht ‘ne gute Idee gewesen“, konstatiert Zimmermann. Er bietet einem Senior das Faltblatt an, der nimmt und mustert es neugierig. Dann kommt die nächste Kundin, doch die wehrt sofort ab: „Keine Zeit, keine Zeit!“ Katrin Kilian hat festgestellt: „Man sieht den Leuten eigentlich sofort an, ob sie sich interessieren.“ Wenn sie mit Bürgern ins Gespräch kommt, heißt es oft, man habe ja schon so viel fürs Klima getan – neue Fenster eingebaut, Wände gedämmt und so weiter.

Wieder öffnen sich die Schiebetüren des Real-Marktes, zwei Kunden verlassen den Markt. Klimawerkstadt? „Danke, wir kaufen nichts“, sagen sie. Robin Zimmermann, erfahrener Promo-Profi, sagt: „Wenn man den Leuten was zum Anfassen gibt, ist es oft einfacher.“