Essen. .

Wie schon 2009 widmen sich die Essener Lichtwochen auch in diesem Jahr der Kulturhauptstadt. Das Proejkt hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: So sorgte die Verdunkelungsverordnung schon 1951 für die erste Krise.

Der Journalist Günter Streich schrieb in seinen Erinnerungen: „Zur Weihnachtszeit 1928 erstrahlte Essens Innenstadt erstmals im Lichterglanz. Ungezählte Glühlampen beleuchteten die Hauptgeschäftsstraßen, an den großen Kaufhäusern hatte man die Fassaden-Konturen erhellt, und auch der Kruppsche Konsum am Limbecker Platz warb mit Lichtspielen. 1928 also darf als Beginn der Essener Lichtwochen gelten.“

Aber die Weltwirtschaftskrise machte eine Wiederholung unmöglich. Auf Anregung des RWE erstrahlten 1938 die Kettwiger- und die Limbecker Straße erstmals im Glanz von Lichterketten und -girlanden. Die Geburtsstunde der Essener Lichtwochen schlägt dann 1950: Am 3. Dezember wird eine Idee der Essener Werbegemeinschaft und ihrer Partner AEG und RWE umgesetzt und die festliche Beleuchtung in der Innenstadt eingeschaltet. In den ersten sechs Jahren standen die Lichtwochen unter dem Motto: „Essen im Licht“. Aber schon 1951 gab es das erste Problem. Dazu heißt es in einer Dokumentation der Essener Marketing GmbH (EMG): „Das Land erließ die Verdunkelungsverordnung. Man wollte Strom sparen. Um 19.30 Uhr soll jede Schaufensterbeleuchtung ausgeschaltet werden“. Weil auch die Lichtwochen davon nicht ausgespart werden sollen, protestiert die Werbegemeinschaft - und hat Erfolg: Der Weihnachtsschmuck erhält eine Ausnahmegenehmigung und darf bis 22 Uhr leuchten.

Essen entwickelt sich zur bedeutendsten Einkaufsstadt im Ruhrgebiet. 1956 schreibt die WAZ: „Der Andrang war so stark, dass die Limbecker Straße zeitweise zur Einbahnstraße für Fußgänger erklärt werden musste.“ Ab 1956 stellt die Werbegemeinschaft die Lichtwochen unter ein jährlich wechselndes Motto. Mit Themen wie „1000 und eine Nacht“ und „Straßen Europas“ werden sie zu einem Pfund der Stadtwerbung.

Sparen am falschen Ende?

„Premiere im Licht“ heißt das Motto 1960: Essen freut sich über den preisgekrönten Theaterentwurf von Alvar Aaolto, aber noch sollte es 28 Jahre (!) bis zur Eröffnung des Musentempels dauern. Die Lichtwochen starten erstmals schon Ende Oktober, nicht wie bisher Anfang Dezember. 1964 eröffnet der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt „Berlin - gestern und heute“. Unter dem Motto: „Leuchtende Gärten“ wird 1965 die Erweiterung des Grugaparks gefeiert. 1970 lädt Oberbürgermeister Horst Katzor auf den „Weg zum Mond“. Das erinnert an die erste Mondlandung im Juli 1969. In den 1970-er Jahren wandelt sich der Symbolgehalt der Lichtwochen: Neben dem Ausdruck wirtschaftlicher Kraft wird das Licht zum Zeichen von Zuversicht, auch die Essener Wirtschaft stöhnt unter der Last des Strukturwandels. Vor dem Hintergrund des Sonntags-Fahrverbots droht auch ein Aus der Lichtwochen. Aber die Werbegemeinschaft rechnet vor: Die 1200 Kilowattstunden täglich entsprächen nur 0,02 Prozent der Energieabgabe beim RWE.

Anfang der 1990-er Jahre greifen die Lichtwochen den europäischen Gedanken auf, 2000 wird das zehnjährige Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung gefeiert, 2001 startet die Themenserie „Europa in Essen“ mit den Niederlanden. Die 60. Lichtwochen widmen sich 2009 der Kulturhauptstadt Europas. Dass die 61. Auflage dieses Thema wiederholt, ist wenig einfallsreich, vielleicht auch ein Sparen am falschen Ende.